So langsam glaube ich, dass die beste Berufswahl, die man in Deutschland haben kann, Psychiater sein muss. Warum? Mehr und mehr drängt sich mir der Verdacht auf, dass Politiker reif sind für die Klapse. Da fordert man jetzt, dass sich zukünftig Langzeitarbeitslose um Demenzkranke kümmern sollen. Praktisch, da hat man die Unvermittelbaren von der Straße und parkt sie bei Patienten, deren stark eingeschränkte geistige Verfassung jegliche Form von Kritik unmöglich macht. Mich regt das so besonders auf, weil meine Mutter seit 2000 an Demenz leidet und seit 2005 im Pflegeheim lebt. Da zahle ich jetzt jeden Monat rund 3.600 EUR für die Betreuung. Die sieht so aus, dass für einer Station mit 19 Patienten zwei Pflegekräfte zuständig sind. Um Kosten zu sparen ist einer davon immer ein Auszubildender. Bei Einnahmen von im Schnitt 3.000 EUR pro Heiminsasse kann man mit 19*3.000 EUR, also 57.000 EUR pro Monat ja auch keine zwei examinierten Altenpfleger bezahlen. Da muss dann also jetzt für die Demenzkranken noch ein Langzeitarbeitsloser ran. Was soll der tun? Demenz ist eine komplexe Krankheit mit unterschiedlichsten Ausprägungen. Ein Volkshochschulkurs wird da sicher nicht ausreichen, um einen arbeitslosen Schlosser oder Elektriker fit zu machen. Ich selbst kenne ja die schwierigen Situationen, in die man oft gelangt wenn man beim Patienten ist. Bei meiner Mutter ist das Sprachzentrum gestört, so dass man sie eigentlich nicht mehr verstehen kann. Da ich jeden Wochentag für 30 Minuten bei ihr bin weiss ich natürlich, was sie sagen will; es sind immer die gleichen Fragen. Also kann ich antworten. Außerdem entwickelt man erstaunlicherweise ein recht gutes Verständnis für die Artikulationen, die für Außenstehende völlig unverständlich und sinnlos erscheinen. Wie auch immer, als jemand, der jeden Monat 3.600 EUR bezahlt, erwarte ich, dass ich eine entsprechende hochqualifizierte Betreuung bekomme. Sollte sich die Politik für diese schwachsinnige Idee entscheiden und in meinem Pflegeheim davon Gebrauch gemacht werden werde ich als gerichtlich bestimmter Betreuer alle Hebel in Bewegung setzen, dass solche "Fachkräfte" nicht in die Nähe meiner Mutter kommen. Wie würdet Ihr es wohl finden, wenn Ihr im Alter schwer erkrankt und dann an Eurem Bett irgend ein fremder Mensch käme und ständig mit Euch reden würde. Wenn das ein Priester oder eine Schwester oder jemand vom Sozialdienst ist, ist das etwas ganz anderes, denn die haben eine anständige Ausbildung und eine Berufserfahrung. Die wissen, was sie erzählen können und was nicht. Meine Mutter fragt immer mal wieder nach meinem Vater, der vor 5 Jahren gestorben ist. Wenn das Thema aufkommt sage ich, ihm gehe es gut und sie ist zufrieden. Wenn jemand die Wahrheit sagt, erschrickt sie und bekommt Angst. Das hat sie zwar wenige Minuten später wieder vergessen, aber das muss ja nicht sein. Sie lebt im aktuellen Moment, und da darf einfach nichts negatives an sie herankommen - so sehe ich das. Daher mein Kommentar zu den Plänen der Politiker: gequirlte Kacke und hoffentlich nicht ein Index für die Intelligenz unserer "Volksvertreter". Erklärt mir lieber, wieso die Pflegepauschalen seit 1990 nicht mehr an die Preisentwicklung angepasst wurden?? Armes Land...
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