Im Zweifel für die Todesstrafe

    • Im Zweifel für die Todesstrafe

      Man kann das Land lieben wie man will, aber es heißt nicht das man sich nicht kritisch damit auseinandersetzen kann.
      Ihr habt mit Sicherheit von der strittigen Hinrichtung Troy Davis's gehört. Ein Menschenleben auszulöschen ohne handfeste Beweise sind für mich ein barbarischer Akt. Wer anderen Staaten wie China eine Verletzung der Menschenrechte vorwirft, sollte erstmal damit anfangen seine eigenen Baustellen in Angriff nehmen.

      Troy Davis
    • haaner62 schrieb:

      Das Land kann ja nichts dafür das es ein paar wirre Köpfe gibt .

      Und was die Menschenrechte in anderen Ländern angeht wird nur dort richtig Druck gemacht wo sich KEINE Geschäfte machen lassen
      oder KEIN Öl o. ä. zu holen ist .

      :thumbdown:

      Eine sehr schlimme Sache, die nicht mehr in die heutige Zeit passt. Vor allem wie es in diesem Fall gelaufen ist, das kann man nicht mehr in Worte fassen. Ich denke nicht, dass sich die Verantwortlichen noch guten Gewissens im Spiegel anschauen können. Es wäre an der Zeit gewesen, endlich mit diesem Irrsinn aufzuhören. Ich höre jetzt lieber aus, sonst darf demnächst nicht mehr einreisen. :shutup:
    • Die Frage stellt sich eigentlich nicht wirklich. Und selbst wenn man an der Todesstrafe festhält: jemanden quasi aus Mangel an Beweisen hinzurichten würde dann wohl auch ein Grund für die Todesstrafe sein. Nicht mal mit DNA-Spuren kann man jemand zu 100% überführen, denn die muss man ja anhand von Indizien (zu Deutsch Anhaltspunkte) mit der Tat assoziieren. Somit geht der Staat immer das Risiko eines Mordes ein - und wenn man Gutachtern glaubt ist die Unschuldsquote der Todeskandidaten in den USA ziemlich hoch (laut Wikipedia wurden bis 2005 1.000 Menschen hingerichtet, und bis 1985 wurde bei 350 nachher die Unschuld festgestellt - das sind also rund die Hälfte). Die sitzen ja oft schon mehrere Jahrzehnte im Knast. Und da gibt es dann weder DNA Spuren noch sonstwas. Die Zeugen sind am Ende schon längst verstorben.

      Ich finde es außerdem jämmerlich, dass man immer bei Treffen mit chinesischen Vertretern die Menschenrechtsfrage diskutiert haben möchte, bei unseren lieben amerikanischen Freunden aber sowas nie aufs Tapet kommt. Wo ist der Unterschied? Gut, bei Guantanamo musste man wohl was sagen - gegen solche Foltercamps muss man als Deutscher ja quasi aus Staatsraison das Wort erheben. Aber wie wir sehen blieb es bei einer kurzen Empörung, denn das Gefangenenlager existiert immer noch unverändert.

      Ich kenne mich da nicht wirklich aus, aber ich glaube, das Problem in den USA ist, dass vom politischen System her der Präsident relativ schwach und die einzelnen Gouverneure recht viel zu sagen haben. Es gibt die Todesstrafe ja nicht in allen Bundesstaaten. Das bedeutet, selbst wenn mal durch Zufall ein guter Präsident gewählt ist kann der an der Situation von oben herab nichts ändern. Das ist so in etwa wie bei uns das Herumgegurke im Bildungssystem, was Ländersache ist. Dabei gäbe es Gründe, die in der aktuellen FInanzkrise sogar die Dümmsten überzeugen müssten. Ich zitiere mal Wikipedia:

      "Die Todesstrafe ist in den USA ausgesprochen kostenintensiv. Eine Studie kommt am Beispiel Kaliforniens zu dem Schluss, dass seit der Wiedereinführung der dortigen Todesstrafe 1978 insgesamt Mehrkosten in Höhe von mehr als 4 Mrd. US$ entstanden sind. Dies entspricht Kosten von 308 Million US$ für jede der seitdem durchgeführten 13 Hinrichtungen (Stand 2011)"

      Da fällt mir nichts mehr zu ein außer den heiligen Worten meines Chefs: "Geld spielt keine Rolle".
      Stefan Kremer
      (Webmaster von Westküste USA, USA Reporter und Great-West)
    • Die Frage ist, was daran so kosteninsiv sein soll...die Spritze etc. bestimmt nicht. Aber die haben ja leider nicht nur die Todesstrafe dort, sie handeln auch noch ganz falsch indem sie die Leute erst 20+ Jahre einbuchten. Das kostet natürlich richtig Geld.
      Sie sollten ernsthaft mal darüber nachdenken die Todesstrafe ganz auszusetzen! Wie Du schon sagst: man darf nicht immer mit den Fingern auf Fremde zeigen, wenn man selbst solche Dinge praktiziert.
      Micha
      Highlights des Südwestens: canyon-trails.de
    • Ich denke die variablen Kosten werden nicht so hoch sein, der Fixkostenanteil dürfte aber schon recht hoch sein. Man braucht ja Gebäude, Technik, etc.

      Zum Thema generell:

      Finde die Todesstrafe auch verkehrt und abschreckend wirkt sie nun ja offensichtlich auch nicht!
    • Auch so ein prägnantes Beispiel zum Thema: Kehre erst vor der eigenen Haustür, bevor du über andere herziehst.

      Ich stelle mir seit meiner ersten USA Reise im Jahre 2003 permanent die Frage, wie ein solch ingesamt freundliches Völkchen in Sachen Politik so sehr aus dem Rahmen fallen kann. Der Hauptgrund liegt wahrscheinlich an der tief verinnerlichten Einstellung, dass sich jeder zu erst mit sich selbst und seinem direkten Umfeld beschäftigt. Es gibt eine nicht zu unterschätzende Anzahl Amerikaner, die die Zentralregierung gar nicht wahrnehmen und am liebsten abschaffen würden. Ihre lokalen Gesetzgeber reichen doch völlig (Gouverneure oder eben Bürgermeister). Dazu kommt dann noch ein gehöriges Maß Desinteresse und Verbildung was den Rest der Welt angeht. Wenn man dann noch die katastrophale Mediengesellschaft (ich sage nur Fox News) hinzurechnet, kann man schon verstehen, wie ein US-Bürger in die Versuchung gerät Palin oder Bachmann wählen zu wollen.

      Für uns Deutsche ist das schwer nachvollziehbar, für Amis leider das gesamte Weltbild. Solange sich daran nichts ändert, wird sich auch an dem Auftreten der USA nichts ändern.