Arizona Strip
Vorwort:
Nach dem Zeitpunkt, an dem wir das Gebiet bereisten, wurde das Grand Canyon - Parashant National Monument ins Leben gerufen. Vieles, was hier beschrieben ist, liegt heute innerhalb des National Monuments.
Arizona Strip:
Anfang September. Wir kommen von Flagstaff, haben auf dem Weg nach Kanab zwei Tage zuvor den Antelope Canyon besucht. Damals noch ohne verpflichtenden Führung. Einfach den Obolus entrichtet und dann fuhren wir mit 4WD selbst bis zu Slot. Auf der Weiterfahrt ereignen sich 2 Dinge. Die Erkältung von Lady wird schlimmer und das Klopfen an der Vorderachse unseres Ford Explorers auch!
Erfahrung macht klug! Bloss nicht mit dem Defekt zum Autovermieter! Das Fahrzeug ist neu, hat noch Garantie, Kanab aber keinen Ford-Händler. Ab nach St. George! Dort bekommen wir die defekte Gummilagerbüchse ersetzt. Kostenlos, aber es dauert ca. 4 Std., weil der Austausch nicht ganz einfach ist. Lady besorgt sich Contac, um die Erkältungs-Symptome zu bekämpfen. Auf dem Rückweg nach Kanab machen wir einen Umweg über Cedar Breaks, den kleinen Bryce Canyon.
Auto ok, jetzt kann es wieder Abenteuer geben. Wir haben uns vorgenommen, den Arizona Strip zu bereisen.
Arizona Strip - was ist das eigentlich? Nun, jedenfalls nichts Halbseidenes! Es ist das zu Arizona gehörende Gebiet nördlich des Grand Canyons. Bevor 1929 die Brücke über den Marble Canyoneröffnet wurde, war das Gebiet von Arizona aus kaum zu erreichen. Nicht zu Utah gehörend und weit entfernt von der Staatsmacht Arizonas bleibt das Land wild. Daran ändern auch Versuche nichts, Leute mit staatlichen Hilfen (Stock Raising Homestead Act) zur Ansiedlung zu bewegen. Praktisch alles scheitert und zurück bleiben als Mahnmale des Scheiterns einige wenige Gebäude in der Gegend des Mt. Trumbull und nördlich der Tuweep Ranger Station (Grand Canyon N.P.).
Einsam ist das Gebiet. Ausser besagter Ranger Station und einer Handvoll versteckter Ranches ist hier wahrlich nichts. Völlig auf sich gestellt sollte man entsprechend ausgerüstet sein. Sind wir auch und trotzdem haben wir ein Manko, dass uns damals nicht bewusst ist - zwar reisen wir mit USGS-Topmaps, aber ohne GPS! Ein Mangel, der uns viel Zeit kosten wird und Nerven dazu!
10. September:
Wir wohnen in Kanab im Red Hills. Frühstücken gehen wir schräg gegenüber in der Parry Lodge, wo wir leider kein Zimmer bekommen hatten. Aber das Frühstück ist wirklich gut!
Vor der Parry Lodge in Kanab - das Red Hills im Hintergrund.
Start in Richtung Fredonia. dazwischen die State Line Utah - Arizona. Mit der Kneipe genau über der Linie. damals noch mit einer "trockenen" Seite im nördlichen (Utah!) Schankraum und einer gut bestückten Bar im südlichen Teil! Ein Johnny Walker - $2 ! Grenzgänger sind wir - saufen in Arizona, pinkeln in Utah! Natürlich nicht an diesem Morgen.
In Fredonia nehmen wir die AZ 389 nach Westen in Richtung Colorado City - Hurricane. Nicht für lange. Nach ca. 13 Kilometern (UTM 12 S 0353191 4082521) biegen wir nach links und Süden auf eine graveled Road ab. Vor uns das Nichts bis zum Horizont!
Von der AZ 389 nach Süden. Hier beginnt das Abenteuer. Ausfahrt in Richtung Toroweap Ranger Station.
Die Namen Tuweep und Toroweap sind austauschbar, gleichbedeutend. Wir wollen zur Ranger Station, Vulcans Throne ansehen. Und danach weiter nach Westen. Lang ist der Weg, über 80 Kilometer graveled Road. Eine öde, trockene Ebene, nur gelegentlich von flachen Hügeln unterbrochen. Landschaft zum schwermütig werden. Es geht zumeist nach Südwest, die Road ist gut, so kommen wir wenigstens flott voran. Die Staubfahne hinter uns muss meilenweit zu sehen sein. Hack Canyon, den grossen Nebencanyon des gewaltigen Kanab Canyons, dem grössten Canyon nördlich des Grand Canyons passieren wir in wenig Abstand, bekommen aber keinen Einblick. (Man kann auf einer Nebenspur bis zur Hack Canyon Mine hineinfahren.)
Erst nach 40-50 Kilometer ändert sich das Landschaftbild wesentlich. Wir nähern uns von Nordosten den vulkanischen Uinkaret Mountains, Kleine Krater, Lavaströme tauchen auf. Die Route dreht nach Süden ab, geht entlang der Toroweap Cliffs in Richtung Tuweep Ranger Station, Vulcan´s Throne und dem Rand der Inner Gorge des Grand Canyons.
Toroweap Valley, vulkanischer Kegel
Wir sehen wenige Holzgebäude, Nein, Tuweep ist das noch nicht. Das sind Hinterlassenschaften der gescheiterten Siedlungsversuche. An der Ranger Station selbst ist niemand anzutreffen. Wir fahren weiter nach Süden in Richtung Vulcan´s Throne. Ein Vulkankegel, der im Valley genau auf der Kante zur Inner Gorge sitzt.
Gebäude aus der Homestead-Epoche nach 1916. Eine dauerhafte Besiedlung scheiterte letztendlich am fehlenden Wasser.
Wie zu erwarten war ist Toroweap Lake ist trocken. Der Vulkan wirkt durch die momentan fehlende Sonne - wir waren unter dichte Bewölkung geraten - nur schwarz und düster. Nicht das, was wir uns versprochen hatten, vom gegenüberliegenden, südlichen Canyonrand wirkt er wesentlich stärker.
Toroweap Valley nach Süden
Zurück nach Tuweep, von dort soll es eine Verbindung nach Westen geben, über die man Whitmore Canyon erreichen kann. Wir finden den Weg, er führt und in die gewünschte Richtung. Zeichen von Benutzung sind dabei eher rar, werden im Laufe der Strecke immer weniger. Der niedrige Wald verdichtet sich. Hier war schon lange keiner!
Einsamer Waldweg nach Westen: Das Gebiet trägt die Bezeichnung "The Cove".
Sind wir auf dem richtigen Weg? Ohne GPS gibt es für uns keine absolute Gewissheit, aber die Richtung stimmt und der Vergleich der Landschaft mit der Topomap ist auch positiv. Also weiter!
Plötzlich sind wir am Ende. Vor uns so etwas wie ein Viewpoint, weit schweift der Blick übers Land. Aber wo ist der Weg? Es gibt keinen! 200 Meter tiefer endet der andere Weg von Westen kommend. Unwillkürlich hatten meine Augen beide Wege auf der Topomap verbunden, obwohl die Lücke eigentlich deutlich zu sehen war. Das Wollen und das Gehirn spielen einem schon mächtige Streiche!
Hier ist erst mal Schluss! Der Ausblick über die Schlucht des Grand Canyon reicht weit nach Süden.
Was nun? Jedenfalls zurück ins Toroweap Valley, dann sehen wir weiter! Es soll noch einen zweiten Weg geben, nördlicher und quer durch die Uinkaret Mountains. Auch diesen finden wir, verlieren ihn aber im dichten Wald und eine Unmenge unklarer Wegegabelungen. Ohne GPS können wir den Standort nicht richtig bestimmen, die fehlende Fernsicht verhindert eine optische Bestimmung. Wieder entschliessen wir uns zur Umkehr.
Neuer Ansatz. Nordwestlich des Mt. Trumbull gibt es eine gut beschriebene Wegekreuzung, an der - was sollte es im Westen auch anderes sein! - ein Schulhaus aus der Pionierzeit steht. Ghost Town! Mt. Trumbull oder auch Bundyville genannt. Das sollte zu finden sein, von dort geht der Weg exakt nach Süden in den Whitmore Canyon. Über 40 Kilometer liegt das Schulhaus von der Ranger Station entfernt. Im Arizona Strip darf man mit Entfernungen nicht kleinlich sein!
Fortsetzung folgt!
Gruss
Rolf
Desert Drunk and Red Rock Crazy Stories aus dem amerikanischen Südwesten