No Banana but Crazy Heart Tour – 31 Tage im Südwesten

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    • Tag 4 (13.05.2018): To World's End - Cuteness Overload auf dem Weg in's Nirgendwo

      Um 10:45 Uhr ist die Kühlbox mit frischem Eis aus der Hoteleigenen Ice Machine gefüllt und sicher auf dem Rücksitz verstaut, ausgecheckt haben wir auch und sind somit abfahrbereit. Wir haben jetzt nochmal eine etwas längere Fahrt von ziemlich genau 2,5 Stunden vor uns, denn unser Ziel liegt etwas abseits der Route in einer gigantischen Sackgasse. Der Umweg ist wirklich erheblich, aber auslassen konnte ich den Park auf keinen Fall, nachdem ich die Bilder gesehen hatte und direkt begeistert war.

      Zunächst einmal geht es für uns wieder zurück auf die I8, von der wir gestern gekommen waren, wir fahren weiter in Richtung Osten. Es dauert tatsächlich keine 10 Minuten, da stehen rechts und links die ersten vereinzelten Saguaros in der Wüste neben der Interstate. Wahnsinn, wie groß die sind! Ich freue mich richtig über den Anblick, denn die lustigen Gesellen waren für mich der Hauptgrund, die Route um Südarizona zu erweitern - Endlich mal eines DER Klischee Symbole des Wilden Westens sehen, die in der Realität fast nirgendwo im Wilden Westen wirklich vorkommen :D

      Nach 1:45h Fahrt erreichen wir seltsamen Ort Gila Bend, wo wir von der Interstate abfahren. Die Gegend ist geprägt vom Alien Hype, sogar das Best Western hier wurde in Ufo Form gebaut, wirklich skurril! Wir halten uns aber nicht länger auf, denn wir haben noch Strecke vor uns und ab hier geht es auf einem schmalen und äußerst einsamen Highway geradewegs Richtung Süden, der mexikanischen Grenze entgegen. Es sind noch 43 Meilen und 45 Minuten Fahrt bis nach Ajo, unserer Übernachtungsstation für heute. Zum Einchecken kommen wir eine Stunde zu früh an, obwohl der Check In mit 14 Uhr schon erstaunlich früh ist, trotzdem werden wir unser Glück versuchen.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen die ersten, kleinen, vereinzelten Holz Häusschen in Sicht, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und man fühlt sich inmitten eines alten Westerns. Herrlich! Wir finden eine winzige Tankstelle, an der wir den Tank nochmal voll machen, da kommt weit und breit nichts mehr. Ajo ist wie ausgestorben, uns begegnet im ganzen Ort nicht ein einziges Auto und Fußgänger natürlich schon gar nicht. Aber jemand anders begegnet uns, eine ganze Roadrunner Großfamilie, wie cool ist das denn bitte? Da nichts los ist können wir mitten auf der Straße stehen bleiben und uns das Spektakel anschauen.



      Okay... Die Handybilder sind alle nicht wirklich was, ich habe was besseres für euch. An alle Video Muffel: Das ist nur 20 Sekunden lang, das hält man aus :D Und BITTE mit Ton gucken, es ist SO SÜß! Die Küken nehmen Reißaus und die Eltern bemerken es reichlich spät, sind dann aber umso mehr in Aufruhr.

      VIDEO

      Da ich nur mit Koordinaten anstatt Adressen arbeite, müssen wir hier richtig sein! Wir stehen auf einem absolut verlassenen Innenhof und es gibt um uns herum viele Zimmertüren - wie bei einem Motel eben üblich. Allerdings ist hier alles riesig und total verlassen, auch eine verwaiste große Bühne finden wir hier vor... Irgendwie gruselig. Wir schauen uns um, können aber nichts Rezeptionsartiges finden. Wir laufen die Einfahrt runter und wollen das Gebäude einmal umrunden, was sich als gar nicht so einfach heraus stellt, denn daneben steht direkt eine alte Schule. Irgendwann - nach 2x Rechts abbiegen und 15 Minuten Fußmarsch über die hochgeklappen Bürgersteige - erreichen wir die eigentliche Einfahrt zum Sonoran Desert Inn & Conference Center. Dort angekommen müssen wir feststellen, wie dämlich wir waren. Wir haben beim dazugehörigen Konferenz Center geparkt und es hätte einen Durchgang in den - ebenso riesigen - Hotel Innenhof gegeben. Der Grund, warum alles so gruselig ausgestorben ist: Das Hotel wird gerade renoviert und die meisten Zimmer sind nicht zugänglich, auch der Innenhof mit den sonst schönen Gartenanlagen ist momentan ein Trümmerfeld voller Bauschutt, doch das soll uns nicht groß stören, wir halten uns hier sowieso nicht auf. Hoffentlich sind die Zimmer wenigstens schön...



      Wir finden die Rezeption und dürfen um 13:20 freundlicherweise einchecken, unser Zimmer ist fertig. Wir bekommen noch einige Tipps, zum Beispiel das Muttertags Special im Hoteleigenen Restaurant mit dem Hinweis, das alle anderen Restaurants in Ajo um 19 Uhr schließen. Das macht nichts, wir haben uns mit Picknick eingedeckt, bis 19 Uhr sind wir mit 100%er Sicherheit nicht einmal in der Nähe des Hotels.

      Wir bringen unser Zeug auf's Zimmer und außer uns scheinen wirklich kaum Gäste da zu sein. Was wir sehen, als wir die Zimmertür öffnen, wundert uns dann aber doch sehr! Ob das Zimmer wohl gut war?! Mal gucken was die Hotelbewertung am Ende des Tages sagt.

      Wir ziehen im Hotel unsere Wandersachen an, machen die Trinkblasen bereit und packen die Rucksäcke für den restlichen Tag. Um 14 Uhr sind wir dann schließlich wieder on the road und kommen am wirklich schönen historischen Kern von Ajo vorbei. Es ist schon höchst seltsam vor einem hübschen Stadtzentrum, mitten auf der Straße stehen bleiben zu können, weil kein Leben weit und breit zu erkennen ist - Gut, ist halt Sonntag. In der Woche steppt hier bestimmt der Bär... :D



      Unser heutiges Ziel ist das Organ Pipe Cactus National Monument, das noch einmal weitere 30 Minuten in Richtung Süden liegt. Der letzte Ort, der vorher kommt - Why - hat seinen Namen dank der einzigen Kreuzung im Ort, die eine Y Form hat. Hier gibt es aber nur einen RV Campingplatz und kein einziges Motel. Die Landschaft wird immer schöner und schöner, die Saguaros stehen hier zu Hauf und hin und wieder blitzt ein einzelner, einsamer Organ Pipe Cactus durch. Mal geht der schmale Highway durch enge Felsschluchten, mal durch die offene Wüste, einfach schön.

      Unterwegs gibt es einen Check Point der Border Patrol, das wusste ich natürlich vorher und wir haben unsere Pässe im Handschuh Fach bereit liegen. Wir müssen allerdings nichtmal anhalten, nach einem kurzen Blick zu uns und einem freundlichen Lächeln dürfen wir passieren. Offenbar sehen wir höchst unverdächtig aus. Wir haben Glück, in unserer Richtung ist kein Mensch unterwegs, in der Gegenrichtung steht eine riesige Schlange am Check Point an - offensichtlich Rückreiseverkehr aus Mexiko. Das Parkeingangsschild lässt nicht lange auf sich warten.



      Bis zum Kris Eggle Visitor Center ist es dann aber noch ein gutes Stück, wir kommen um 15 Uhr dort an und kaufen einen Patch und unseren Annual Pass!



      Hier sind wir nun, fernab jeder Standard Touristen Route, am gefühlten Ende der Welt in der wunderschönen Sonora Wüste, in einem Park, über den man nur ganz selten liest. Bereit mehr zu sehen?
    • Ich kenne die Grenz Check Points aus Texas so, dass es in Richtung Mexico gar keine Kontrolle gibt weil das den Amis ja eher egal ist. Zurück wird dann kontrolliert. Vielleicht war das bei euch ja auch so?
    • Bosley schrieb:

      Ich kenne die Grenz Check Points aus Texas so, dass es in Richtung Mexico gar keine Kontrolle gibt weil das den Amis ja eher egal ist. Zurück wird dann kontrolliert. Vielleicht war das bei euch ja auch so?

      Möglich, jedenfalls hatte auch unsere Richtung einen eigenen Officer, der zumindest mal geschaut hat wer so vorbei fährt.
    • Tag 4 (13.05.2018): Organ Pipe Cactus National Monument - Desert View Trail Teil 1

      Bevor wir jetzt zum ersten Trail fahren, möchte ich euch noch ein bisschen über das Organ Pipe Cactus National Monument erzählen.

      Der Park, der unmittelbar an der mexikanischen Grenze liegt und im Jahre 1937 zum National Monument erklärt wurde, schützt den markanten Organ Pipe Cactus (Orgelpfeifen Kaktus), der in den USA nur noch in diesem Park wild wächst und existiert. Neben der namens gebenden Spezies leben hier noch der riesige Saguaro Kaktus und 25 weitere Kakteen Arten. In der näheren Umgebung befinden sich die 1500 Meter hohen Ajo Mountains, durch die der 38 km lange, unbefestigte Ajo Mountain Drive führt. Ein weiterer unbefestigter Rundkurs, der Puerto Blanco Drive, ist sogar 85 km lang. Fast alle Trails des Parks liegen an diesen beiden Straßen, wer also nur auf Asphalt unterwegs sein möchte, der wird hier nicht sonderlich viel Freude haben.

      Am 09. August 2002 wurde der Ranger Kris Eggle bei einer Border Patrol Operation von einem mexikanischen Drogenschmuggler erschossen, woraufhin das Visitor Center nach ihm benannt wurde. Weite Teile des Parks inkl. dem Puerto Blanco Drive, der direkt an der Grenze verläuft, waren daraufhin von 2003 - 2014 geschlossen. Seitdem stehen überall im Park Hinweistafeln, dass man die Schmuggler auf keinen Fall ansprechen soll, sollte man welche sehen. Kommt es zu einer solchen, unwahrscheinlichen Sichtung, ist sofort im Visitor Center Bescheid zu geben.

      Wir fahren vom Visitor Center nun die kurze Strecke auf den ausgestorbenen Campingplatz des Parks, hier beginnt der kurze Desert View Trail, man könnte es auch als Naturlehrpfad bezeichnen, aufgrund der vielen Hinweistafeln unterwegs. Eigentlich wollte ich den Trail gar nicht komplett laufen, sondern hier nachher nur den Sonnenuntergang ansehen. Mein persönliches Erkundungsteam hat mir aber mitgeteilt, dass der Sonnenuntergang hier echt blöd ist und ich die beiden Hikes tauschen soll - wie praktisch sowas ist. Jetzt wird der Trail halt doch komplett gelaufen und wir sehen uns den Sonnenuntergang später auf dem Haupttrail für heute an.

      In dem Zuge muss ich mich aber doch nochmal kurz über Dominik lustig machen... Wie bereits erwähnt, haben er und sein Bruder meine Tour fast 1:1 übernommen, inklusive Wanderungen, ohne sich vorher wirklich selber zu informieren. Als die beiden im Organ Pipe NM und im Saguaro National Park waren, fragte Sebastian Dominik, was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Parks gewesen wäre... Dominik sagte ihm überzeugt: "Na, das eine waren Organ Pipes, das andere Saguaros"... Sebastian war nicht überzeugt, für ihn sah das beides gleich aus. Am Ende der Reise, in San Diego, hat er dann doch mal Google bemüht und festgestellt, wie der Organ Pipe Cactus eigentlich aussieht. Was war geschehen?! Die beiden haben im Organ Pipe Cactus NM fleißig Saguaros fotografiert, die sie für Organ Pipes hielten, und haben bewusst nicht einen einzigen Organ Pipe gesehen :D So... der Seitenhieb ist verdient und musste sein! Fangen wir endlich mit dem Trail an!

      Die Rucksäcke sind bereits seit dem Hotel gepackt und wir schmieren uns nur noch ordentlich mit Sonnencreme ein. Hier, in der Wüste, ist es um doch schon ordentlich warm, als wir um 15:20 Uhr loslaufen.



      Und hier sehen wir auch schon den ersten Organ Pipe Cacuts, ein wirklich schönes Exemplar:



      Es geht ein wenig bergauf und rechts und links von uns stehen prächtige Exemplare der Organ Pipes und Saguaros, dazwischen einige Chollas und Ocotillos. Letztere finde ich persönlich schon ziemlich hässlich, insgesamt bin ich aber sehr beeindruckt von der Kakteen Landschaft.





      Hier einmal der Größenvergleich mit meiner Mutter und einem Organ Pipe. Daneben sieht man eine der vielen Info Tafeln, auf denen die verschiedenen Kakteen beschrieben werden. Dieser Trail ist ein hervorragender Einstieg in die Sonora Wüste.



      Dominik und Sebastian sind diesen Trail ebenfalls teilweise gelaufen, es ist mir ein absolutes Rätsel, wie man die Organ Pipes hier übersehen kann... Oder sich nicht fragt, was das ist. Stehen ja doch so ein oder zwei hier rum.



      Hier sieht man das tote Gerippe eines Organ Pipes. Es erstaunt mich total, wie so ein riesen Kaktus von innen aussieht... Eigentlich genau wie ein Baum. Ich hatte mir die irgendwie immer hohler vorgestellt.



      Der Loop entfernt sich nie wirklich weit vom Campingplatz, es geht einfach ein bisschen auf und ab in der näheren Umgebung.



      Was mich total wundert, ist, dass die Saguaros noch in voller Blüte sind. Ich dachte immer die blühen Ende März / Anfang April und hätte Mitte Mai nicht mehr damit gerechnet, umso schöner ist es aber.

    • Tag 4 (13.05.2018): Organ Pipe Cactus National Monument - Desert View Trail Teil 2

      Wir tun etwas, das uns noch auf der ganzen Reise begleiten wird: Wir verlaufen uns und werden von meinen gespeicherten Here Wegpunkten auf den richtigen Weg zurückgeführt. Am Anfang fand ich es zuhause fast ein wenig lächerlich und übertrieben, dass ich mir auch für die ausgewiesenen Trails Wegpunkte gespeichert habe und nicht nur für die etwas einsameren... Aber am Ende sind wir beide verdammt froh darüber. Wenn wir ein gemeinsames Talent haben, dann ist es Verlaufen und Orientierungslosigkeit. Hier übersehe ich einen Ast, der als Wegbegrenzung dienen soll und steige darüber, bis wir irgendwann mitten in der Pampa stehen und kein Weg mehr zu erkennen ist. Ich schaue in meine Punkte und finde den Weg so sofort wieder. Naja. Irgendein Talent braucht ja jeder.



      Im Hintergrund sieht man die Ajo Mountains, in die wir gleich im Anschluss über den Ajo Mountain Drive fahren werden.



      Nach 40 Minuten inkl. kurzes Verlaufen sind wir durchgeschwitzt und zufrieden zurück am Auto und freuen uns auf eine eiskalte Dose aus der Kühlbox.



      Auf dem gesamten Trail und Campingplatz sind wir nicht einer Menschenseele begegnet oder haben auch nur ein anderes Auto gehört... Traumhaft. Schade, dass sich das auf der Route später noch ins Gegenteil umkehren wird.

      Trailfakten:

      Länge: 1.2 Meilen / 2 km
      Dauer: 40 Minuten inkl. kurzes Verlaufen
      Einstufung Schwierigkeit: Easy, aber im Sommer je nach Temperatur nur bedingt zu empfehlen, zwingend ausreichend Wasser und Kopfbedeckung mitnehmen! Es geht ein wenig hoch und runter, aber nicht erheblich.
      Erreichbarkeit: befestigt, PKW
      Kosten: 25$ National Monument Eintritt oder Annual Pass
      Fazit: Mir hat der Trail als Einstieg in den Park und die Sonora Wüste sehr gut gefallen. Er ist nicht sehr spektakulär, aber dennoch sehr schön. Da es nicht nur meine erste Berührung mit Organ Pipes, sondern auch mit Saguaros war, war ich insgesamt sehr begeistert von der Umgebung. Auch die Kulisse mit den Ajo Mountains im Hintergrund hat mir sehr gefallen.
    • Tag 4 (13.05.2018): Bull Pasture & Estes Canyon Loop inkl. Sunset Teil 1

      Wir verlassen den Campingplatz und gelangen zurück an die Hauptstraße, von der wir gekommen sind. Anstatt wieder abzubiegen, müssen wir sie überqueren und gelangen so direkt auf den Ajo Mountain Drive, der zunächst noch geteert und in beide Richtungen befahrbar ist.



      Schon bald weicht der Asphalt einer staubigen Piste, die für mein Befinden aber sehr gut und angenehm zu befahren ist und außerdem wird die Straße hier zur Einbahnstraße. Wir müssen nun den gesamten 38 km Loop fahren um auf die Hauptstraße zurück zu kommen, da führt nun kein Weg mehr dran vorbei. Ich fahre vorsichtig, aber nicht zu langsam, um ein wenig besser über die Bodenwellen hinweg zu gleiten. Der Santa Fe macht seine Sache gut, ist für meinen Geschmack aber etwas zu hart unterwegs, wir hüpfen doch schon ganz schön durch die Gegend. Schnell wird klar: Während ich inzwischen schon ein wenig Erfahrung mit Gravel Roads sammeln konnte und hier meinen Spaß habe, wird meine Mutter absolut kein Freund von unbefestigten Straßen. Ohje… Das kann ja was werden, davon werden ja noch so einige kommen.

      Meine Kundschafter berichteten von einem kurzen Trail zu einem großen Double Arch in der Felswand, den sie ungeplant noch mitnahmen und der ganz nett wäre, sollten wir noch Zeit übrig haben. Die haben wir ganz und gar nicht, umso mehr freue ich mich, das man den Arch auch von der Straße aus sehen kann und ich mache ein schnelles Bustouristen-Foto aus dem Auto. Bei genauerem Betrachten (Man erkennt es auf dem Handy Foto in der Auflösung vermutlich kaum) ist es sogar ein doppelter Arch, oben drüber ist nämlich noch ein gaaaanz winzig kleines Exemplar, darüber freue ich mich sogar noch mehr.



      Der Kommentar von meiner Mutter über die Arch-Sichtung: „Toll und was soll daran jetzt so besonders sein?“. AAAAAAAAAAAAH… In dem Moment mache ich mir kurz ernsthafte Sorgen um den weiteren Verlauf dieser Reise… Gravel Roads doof… Arches doof… Ich kann schon mal vorweg nehmen, dass diese Sorge im Nachhinein unbegründet war, zumindest die Meinung über (einige) Arches wird sich noch ändern, Gravel Roads bleiben allerdings doof. Apropo Gravel Road:



      Ab dem Double Arch wird die Straße ein wenig schlechter, bis hier hin wäre man noch mit jedem PKW inklusive Mustangs und Camaros gekommen, ab hier bin ich mir nicht mehr so sicher, aber mit SUV ist es weiterhin kein Thema. Keine fünf Minuten später kommen wir am Trailhead des Estes Canyons an und sind wieder das einzige Auto weit und breit.



      Aus der Trinkblase ist noch nicht viel raus, zur Sicherheit packen wir aber pro Person einen weiteren Liter in Flaschenform ein, dieser Trail wird anstrengend und steil und das in der Nachmittagssonne. Das ist natürlich nicht besonders vernünftig, aber wir trauen uns das zu, denn so heiß ist es heute nicht und zur Not kehren wir eben um. Generell sind wir eher hitzeunempfindlich. Um 16:45 Uhr machen wir uns auf den Weg und haben ca. 2,5 Stunden Zeit, bis die Sonne untergeht. Das ist genau die Zeit, die ich dafür mindestens eingeplant habe. Hier merken wir jetzt die fehlenden 30 Minuten, die für den ungeplanten kompletten Desert View Trail mehr drauf gegangen sind, aber egal, das schaffen wir schon und von nichts kommt nichts.

      Der Trail geht flach und schön los, hier stehen Unmengen großer Saguaros vor der tollen Kulisse der Ajo Mountains und wir müssen einen Wash durchqueren.



      Nach sehr kurzer Zeit stehen wir bereits vor dem ersten Abzweig, das Schild kann man fast gar nicht mehr lesen. Links geht es in den Estes Canyon und rechts hoch zur Bull Pasture. Da wir Beides als Rundkurs verbinden wollen ist es eigentlich egal wie rum wir gehen, meine Planung sieht jedenfalls vor nach rechts zu gehen und die Steigung zuerst hinter sich zu bringen und so machen wir es auch.



      Unmittelbar hinter dem Schild zieht der Trail drastisch an und schraubt sich in Serpentinen in die Höhe, mal mit Treppenstufen, mal ohne.







      Wir bemerken beide, dass wir uns noch am Anfang der Reise befinden, die Kondition lässt echt noch zu wünschen übrig. Besonders, wenn es lange ohne Pause durch die Hitze steil bergauf geht und so machen wir einige Trinkpausen und genießen dabei die tolle Landschaft und Stille um uns herum. Wir haben es auch noch nicht so 100% raus, wie man aus dem Schlauch der Blase trinkt und dabei normal weitergeht und –atmet, meine Mutter noch weniger als ich und das zwingt uns so oder so zu kurzen Pausen. Übung macht den Meister, das wird bald besser! Wir haben jedenfalls schon gut Höhenmeter gemacht.



      Und weiter geht's...

    • Tag 4 (13.05.2018): Bull Pasture & Estes Canyon Loop inkl. Sunset Teil 2

      Der Trail kennt kein Erbarmen und führt weiterhin unablässig bergauf, aber die Landschaft um uns herum entschädigt absolut für die Anstrengung. Ich bin bisher einfach nur begeistert von dem Trail, auch wenn uns die Suppe von der Stirn und den Rücken herunterläuft.



      Als wir über eine Bergkuppe rüber kommen öffnet sich vor uns ein weites Tal voller Organ Pipe Kakteen, man könnte ja schon fast von einem Organ Pipe Wald reden… Nee, also… Wie Dominik und Sebastian es geschafft haben die auch hier zu ignorieren wird wohl für immer ihr wohlbehütetes Geheimnis bleiben.



      Das Gelände wird felsiger, die Aussicht besser, der Trail steiler und die Kamera sieht vor lauter Arbeit kein Land mehr. Ich kann mich leider nicht entscheiden und deshalb müsst ihr einige Bilder dieses wunderschönen Trails über euch ergehen lassen (Oder weiterscrollen)







      Ein Truthahn Geier schwebt bereits über unseren Köpfen und macht das Feeling der Wüste und Einsamkeit perfekt, ob er in uns wohl eine potenzielle Nahrung sieht?! Da kann der Kollege lange warten, uns geht es nämlich noch ziemlich gut.



      Wir kommen erneut an einen Abzweig, hier könnten wir nun nach links bergab in den Estes Canyon abbiegen und zurück zum Parkplatz gehen oder die weitere halbe Meile Aufstieg zur Bull Pasture auf uns nehmen. Wofür wir uns entscheiden ist ja wohl vollkommen klar!



      Hier sieht man den großzügigen Estes Canyon, durch den wir nachher zurück gehen werden.



      Nicht nur die Saguaros blühen fleißig.



      Die Steilheit des Trails erreicht hinter dem Abzweig ihren Höhepunkt, wir müssen einige Trinkpausen einlegen und schnaufen ordentlich. Es gibt aber auch einiges zu sehen, die Felsen werden hier oben zum Beispiel herrlich rötlich. Zusammen mit den Saguaros erinnert mich das irgendwie eher an die Kulisse eines Western Themenbereichs in einem Freizeitpark, als an die Realität.

    • Tag 4 (13.05.2018): Bull Pasture & Estes Canyon Loop inkl. Sunset Teil 3

      Höher und höher schrauben wir uns in den Himmel…



      … und erreichen nach 2,4 km und nach genau einer Stunde das Ziel, die Bull Pasture. 2,4 km sind nicht viel, aber wenn man bedenkt, dass es wirklich pausenlos bergauf ging und sich dadurch sehr gezogen hat, dann ist eine Stunde doch eine sehr akzeptable Zeit dafür.



      Wir freuen uns erstmal über unsere Ankunft! Meine Mutter vermisst in den USA irgendwie überall ihre geliebten Gipfelkreuze aus Österreich, da muss eben das Schild herhalten. Wobei ich es oft auch besser finden würde, wenn zumindest eine Höhenangabe drauf stehen würde.



      Von hier oben hat man einen fantastischen Ausblick bis zu 20 Meilen in alle Richtungen, die Sonne steht nur schon sehr tief und dadurch nicht optimal. In die eine Richtung schaut man direkt auf die Puerto Blanco Mountains, die noch in diesem Park liegen und in die andere Richtung kann man bis nach Mexiko gucken.



      Weite Teile des Geländes liegen bereits m Schatten und die tiefstehende Sonne taucht andere Teile in ein warmes Licht.



      Bergab merkt man umso mehr, wie brutal steil dieser Trail ist. Normalerweise ist es bei mir eher so, dass ich ein totaler bergauf-Muffel bin und mir bergab absolut gar nichts ausmacht, hier ist es zum ersten Mal andersrum. Nach kurzer Zeit merke ich das allererste Mal überhaupt auf einem Trail mein linkes Knie und meine Mutter ist mehr als froh über ihre Wanderstöcke. Das steilste Stück haben wir bald hinter uns und sind zurück am Abzweig, an dem wir nun rechts in den Estes Canyon abbiegen.



      Einmal im Canyon angekommen, haben wir alle nennenswerten Höhenmeter hinter uns gebracht und können nun ganz entspannt und ebenerdig durch tolle Landschaft zurück zum Auto gehen. Ich bin froh darüber, dass wir den anstrengenden Teil zuerst gemacht haben, so ist es mental doch wirklich schöner.



      Der Sonnenuntergang steht unmittelbar bevor, hier im Canyon natürlich eher als in der Ebene. Durch die Ajo Mountains um uns herum laufen wir bereits die meiste Zeit im angenehmen Schatten und können zusehen, wie die Schatten die Felsen um uns herum hochklettern.



      Von der Qualität und dem Licht her hätte ich dieses Bild ja gerne aussortiert… Aber ich kann einfach nicht. Wie geil ist bitte das Gesicht dieses, ganz offensichtlich ziemlich verzweifelten, rennenden, Saguaros, dem ganz offensichtlich ein Arm fehlt?!

    • Tag 4 (13.05.2018): Bull Pasture & Estes Canyon Loop inkl. Sunset Teil 4

      Jetzt bleibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen, der Trail bleibt flach und angenehm und die Sonne geht unter. Schaut euch einfach dieses wunderschöne Naturschauspiel in viel zu vielen Fotos an!









      Wir treffen auf einige, überhaupt nicht scheue Kaninchen und einige Echsen. Jetzt, da es kühler wird, kommen so einige Lebewesen aus ihren Löchern gekrochen und die Wüste erwacht zum Leben. Etwas, womit ich hier überhaupt nicht gerechnet hätte und auf das ich gut hätte verzichten können, erwacht auch zum Leben: Mücken. In der Wüste hätte ich es am wenigsten erwartet, aber ich habe nach dem Trail doch den ein oder anderen penetrant juckenden Mückenstich. Außerdem vollbringe ich kurz vor Ende noch eine Meisterleistung und streife beim Fotografieren einen Organ Pipe, der mir eine ordentliche Narbe an der linken Schulter verpasst, die man noch Monate später (und vielleicht für immer) deutlich sehen wird. Ein gratis Souvenir quasi.



      Ein besonders imposanter Saguaro



      Wir sind bald am Ziel der Wanderung angekommen und viel Zeit lässt uns die Sonne nun auch wirklich nicht mehr.

    • Tag 4 (13.05.2018): Bull Pasture & Estes Canyon Loop inkl. Sunset Teil 5

      Auf den letzten Metern, beziehungsweise den letzten 10 Minuten des Trails, erleben wir einen wirklich fantastischen Sonnenuntergang mit wundervollen Farben, den wir ganz für uns alleine haben. Das Organ Pipe Cactus National Monument hat es mir mit seiner Schönheit, Ruhe und Einsamkeit wirklich angetan







      Trailfakten:

      Länge: 3.5 Meilen / 5,8 km
      Dauer: 2,5 Stunden mit kurzen Trinkpausen und nur sehr kurzer Pause an der Bull Pasture
      Einstufung Schwierigkeit: Difficult, der Trail hat starke bis extreme Steigungen ohne Pause auf einer Länge von 2,4 km. Schatten gibt es so gut wie keinen, bei uns nur am Ende bedingt durch die tiefstehende Sonne, ansonsten läuft man bei meist großer Hitze in der prallen Sonne. Empfehlung nur für Leute, die gut mit Hitze zurechtkommen, ausreichend vorbereitet sind, körperlich einigermaßen fit sind und mindestens 3 Liter Wasser dabei haben. Kopfbedeckung und Sonnenschutz sind ein Muss. Wer es weniger Anstrengend möchte, für den lohnt sich auch der reine Estes Canyon Loop ohne den finalen Aufstieg zur Bull Pasture. Dabei fallen dann 800 steile Meter pro Strecke, insgesamt 1,6 km, weg
      Erreichbarkeit: unbefestigt, mit PKW möglich, SUV empfohlen, kein 4WD erforderlich
      Kosten: 25$ National Monument Eintritt oder Annual Pass
      Fazit: Wunderschön! Mich hat dieser Trail trotz Anstrengung absolut begeistert und ich würde ihn jederzeit weiterempfehlen (unter oben genannten Bedingungen). Die Umgebung der Ajo Mountains ist einfach toll und ich würde gerne mal mehr Zeit hier verbringen, am besten auf dem Campingplatz.

      Die Sonne ist untergegangen, aber der Tag im Organ Pipe Cactus National Monument ist für uns noch nicht beendet. Jetzt schauen wir erstmal, dass wir schnell in den Santa Fe kommen und den restlichen Ajo Mountain Drive fahren, der zieht sich nämlich nach dem Trailhead noch sehr, besonders wenn man von der Dunkelheit gejagt wird. Als wir wieder an der Hauptstraße ankommen ist das letzte Tageslicht bereits verschwunden und die ersten Sterne glitzern schüchtern am Himmel.
    • Nefertari schrieb:

      Das sind ja wieder wunderschöne Fotos :) Der rennende Saguaro ist aber auch der Oberhammer! Du hast wirklich einen Blick für außergewöhnliche Motive :exzellent: Ich bewundere Deine Mum und Dich für Eure Ausdauer; der Trail war ganz sicher sehr anstrengend. Ich freue mich auf die weitere Berichterstattung und viele Fotos :)

      Vielen lieben Dank :) Der ist toll, oder? Da bekommt man fast ein wenig Mitleid :D

      Ja, der war anstrengend, aber ein Witz im Gegensatz zu vielem, das noch kommen wird :rolleyes:
    • Tag 4 (13.05.2018): Organ Pipe Cactus National Monument bei Nacht

      Wir fahren auf den Parkplatz vom Visitor Center und holen die Wurst und ziehen uns unsere Fleece Jacken drüber. Irgendwie ist es nach dem Sonnenuntergang schnell frisch geworden und mein Rücken ist noch total nass durchgeschwitzt und so wechsel ich auch noch die Hose. Hier ist außer uns schon tagsüber kein Mensch gewesen, jetzt erst recht nicht mehr, also kann ich guten Gewissens mit meiner Jogginghose hier rumlaufen. Wir tragen die Brote, die Wurst, den Creamcheese und mein Stativ zur Mauer des Visitor Centers und schmieren uns unser Abendessen im Licht des Eingangs.



      Ich esse ziemlich langsam, in der Hoffnung so viel Zeit wie möglich herauszuholen, es dauert noch ein wenig bis der Himmel so aussieht, wie ich ihn gerne hätte.



      Die Brote schmecken noch ganz in Ordnung, obwohl sie von gestern sind und nachdem wir alles wieder zurück in die Kühlbox gebracht haben, fahre ich in aller Ruhe mein Stativ aus, während einige Fledermäuse um unsere Köpfe schwirren.

      Meiner Mutter wird es zu kalt und sie verzieht sich in's Auto um dort etwas zu lesen, während ich meine Bilder mache. Es ist erst 20:45 Uhr und die Milchstraße wird erst nach 23 Uhr aufgehen und gegen 1 Uhr den perfekten Stand haben. Das ärgert mich heute ganz besonders, denn es ist Neumond, wir sind am Arsch der Welt und die Sichtbarkeit des galaktischen Zentrums liegt laut App heute bei 10/10. Es wäre DIE Nacht mit den perfekten Bedingungen gewesen, aber leider ist das Hotel 45 Minuten von hier weg und meine Mutter will verständlicherweise nicht solange warten. Überall sonst wär ich um 1 Uhr nochmal alleine zurück gekommen dafür, aber morgen steht Abfahrt um 6 Uhr auf dem Programm und irgendwann muss ich ja mal schlafen. Demnach gibt es jetzt eben ein paar Sternenbilder ohne Milchstraße und ohne Organ Pipes, dafür mit ein paar schicken Saguaros. Ich muss mich (mal wieder! :rolleyes: =) ) ganz herzlich bei Kati bedanken, die vor der Reise mit mir in den Ratinger Wald gegangen ist und mir im Schnellverfahren die Grundlagen beigebracht hat, wie man den Nachthimmel fotografiert. Im Dezember hatte ich davon noch keinen Schimmer und die Kamera hat nicht einmal ausgelöst, von daher bin ich mit meinen allerersten Versuchen sehr glücklich!





      Um 21 Uhr, nach nur 15 Minuten, packe ich zusammen, damit wir zurück zum Hotel fahren können, wo nach einer Dusche um 23:20 das Licht ausgeht. Dominik hatte versucht mich anzurufen, während wir im Organ Pipe unterwegs waren, der hat ja immer noch Geburtstag, aber natürlich hatte ich keinerlei Netz. Ich versuche es morgen noch einmal.

      Highlight des Tages: Insgesamt ein toller Tag, aber besonders der lange Hike und der geniale Sternenhimmel

      Lowlight des Tages: -

      Wetter: 33°C und pure Sonne

      Gelaufene km: 13,4 km

      Gefahrene km: 402 km
    • Bosley schrieb:

      Auf jeden Fall mal Respekt an deine Mama. Ihr spult ja echt ein ganz schön volles Programm ab.
      Wir haben noch gar nicht richtig angefangen, alles noch Aufwärmprogramm :D
    • Hotel Check: Sonoran Desert Inn & Conference Center

      [Werbung ohne Auftrag]

      Das Sonoran Desert Inn ist eines der wenigen Hotels in Ajo und eines der beiden einzigen, die bei den meisten Plattformen angeboten werden. Ob es insgesamt mehr als diese beiden gibt weiß ich daher gar nicht. Zuerst hatte ich das andere gebucht, die Bilder vom Sonoran Inn haben mich allerdings mehr angesprochen und da es nur 5€ mehr gekostet hat, habe ich schließlich umgebucht.

      Das verlassene Gelände hat auf uns zunächst sehr gruslig gewirkt, da wir wirklich in der tiefsten Wüste sind und keiner Menschenseele begegnet sind. Außerdem wurde das Hotel grad in diesem Moment renoviert und auch der Innenhof auf Vordermann gebracht, das hat den ersten Eindruck noch verstärkt.



      Als wir jedoch unser Zimmer mit 2 Queen Betten betreten haben, entstand sofort ein ganz anderer Eindruck. Die Zimmer sind riesig und mal so ganz anders, als man es aus den meisten Motels gewohnt ist. Total cool eingerichtet, hohe Decken, kein Teppichboden (eine willkommene Abwechslung) und absolut penibel sauber, mit eigener kleiner Küchenzeile. Wir sind sofort total begeistert. Es herrscht außerdem eine total angenehme Raumtemperatur, obwohl nichts zu hören ist. Wir finden zwar heraus, das die Klimaanlage an ist, aber man hört wirklich absolut gar nichts, alles top modern. Modern... Das LETZTE, was ich jetzt hier nach dem äußeren Eindruck erwartet hätte.



      Parken kann man nicht vor den Zimmern, sondern an der Gravelroad direkt vor dem Eingang. Die Mitarbeiter an der Rezeption waren sehr freundlich und witzig, wir haben uns insgesamt mehr als wohl hier gefühlt.

      Preis pro Nacht: 92,50 €
      Bewertung: 5/5
      Weiterempfehlung: Definitiv!

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