Die letzten Minuten 2016 genossen...

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    • Die letzten Minuten 2016 genossen...

      Ein paar teils zynische Gedanken zum Jahreswechsel.

      Ich habe den besten Wein aus meinem Keller geöffnet und zelebriert. Das alte Jahr war sicherlich gefühlt nicht das beste in meiner Vita. Neben zahlreichen weltpolitischen Vorfällen, die mich langsam am Verstand der Menschheit zweifeln lassen, gab es auch in meinem persönlichen Umfeld so einige harte Indizien dafür, dass sich eine globale Demenz über unsere Spezies legt, gegen die man immer erfolgloser anzukämpfen vermag. Dennoch hatte es auch einige Momente, die Mut machten und die Zweifel etwas zerstreuten. Wie auch immer nun ein jeder sein eigenes Resümee zieht; die Zahl 2016 steht jedenfalls nicht auf meinem, auf unser aller Grabstein, weswegen ich unendlich dankbar bin, denn ich gehöre zu den Neugierigen, die sehen wollen, wohin der Weg führt, den die Generation der Apostel des Postfaktischen beschreitet, und die mit diesem Satz beweisen, dass es noch jemanden gibt, der in der Lage ist, längere und kompliziertere Sätze zu formulieren, die von Whatsapp-infiltrierten Gehirnen ob ihrer Länge und Verwinkeltheit nur noch schwerlich inhaltlich verfolgt und interpretiert und erst recht nicht selbst konstruiert werden können.

      Für 2017 wünsche ich mir neben den üblichen Verdächtigen wie Gesundheit, Glück und Optimismus, dass alle AFD-Sympathisanten sich deren Parteiprogramm einmal aufmerksam durchlesen und sich jeden einzelnen Satz genauestens davon durch den Kopf gehen lassen. Ich jedenfalls habe selten einerseits so gelacht und war andererseits so entsetzt, was eine Versammlung der führenden Vertreter dieser Gruppe für einen fürchterlichen und hochgradig gefährlichen Schwachsinn zusammenschreiben, fordern und auch noch glauben kann. Nutzen wird es vermutlich nichts, denn auch in einer berüchtigten Pflichtlektüre aus den 1920ern stand haarklein genau das drin, was dann in der Folge erstaunlicherweise eintrat und dann - wie kann es anders sein - niemand gewusst haben will. Ach ja, ich wünschte mir Optimismus. "Petry Heil" klingt doch wenigstens ganz nett...

      Wenn ich nun allerdings seit Stunden mitbekomme, welche Artillerieschläge mir hier um die Ohren fliegen (bei geschlossenen Fenstern über 110 db - natürlich alles nur legale Böller), kann ich mir lebhaft vorstellen, wie es hier 1944 gewesen sein muss als 2,5 Monate lang quer durch meine Heimatstadt die Front verlief. Neben den Giraffe, Elefanten, Löwen und unzähligen anderen Säugetieren haben wir dann heute Nacht vermutlich auch erfolgreich einige Vogelarten eliminiert. Die haben mit ihrem lustigen Gezwitscher sowieso die ganzen Whatsapp-User irritiert. Vielleicht haben wir auch ein paar ältere Bewohner an Herzinfarkten verloren, was Hoffnung auf eine Rentenbeitragssenkung macht. Oder ist die Ballerei nur eine freundliche Geste den Flüchtlingen gegenüber, denen man zeigen will, dass sie sich hier wie zuhause fühlen können?

      Wie auch immer, ich wünsche Euch allen für 2017, dass all Eure Wünsche in Erfüllung gehen, dass wir uns alle in einem Jahr wieder das gleiche wünschen können und, dass neben Winnetou endlich auch unser aller Lieblingsserie neu verfilmt wird: Die Familie Hesselbach. Glück auf!
      Stefan Kremer
      (Webmaster von Westküste USA, USA Reporter und Great-West)