MK Tunnel

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    • Etwas zu einem kaum bekannten Teil der Geschichte des Südwestens:



      Vor einigen Jahren wurden wir durch Hinweise von Einheimischen auf ein seltsames, historisches Relikt aufmerksam, das Reisenden kaum bekannt ist und selbst bei den jüngeren Bewohnern des Castle Valleys langsam in Vergessenheit gerät.


      Nach dem 2. Weltkrieg und der Erkenntnis, dass die Vereinigten Staaten nicht auf Dauer Alleinherrscher über Kernwaffen bleiben würden sowie dem Ausbruch des Kalten Krieges wurden verschiedenste militärische Projekte in Angriff genommen, die die Verteidigungsfähigkeit des Landes stärken sollten.


      Einsame Landstriche wie die unbewohnte San Rafael Swell schienen ideal zum Lagern von Waffen. Unterirdisch und so gut wie möglich gegen einen Angriff aus der Luft geschützt. Hier draussen schien es genug Fels zu geben, der den erwünschten Schutz bieten konnte.


      Man erklärte die Buckhorn Flats und den Buckhorn Wash zum Sperrgebiet. Besucher unerwünscht! Pioniere begannen 1948 an drei geeignet scheinenden Stellen, sich in den Untergrund zu graben und zu sprengen. Zwei kurze Stollen entstanden südwestlich des Buckhorn Washs, ein wesentlich grösserer mit zusätzlichen Seitenstollen nördlich davon im Navajo Sandstone. Letzterer wurde rund 100 Meter lang in das Gestein getrieben.


      Nordwestlich der Unternehmung plante man eine Stadt, in der das Personal des Depots leben sollte. Alles in einen Hochsicherheitsgebiet, wohl ähnlich der Area 51 drüben in Nevada.


      Nur - die Pioniere waren mit den vorgefundenen Verhältnissen offenbar total überfordert. Man wandte sich an eine grosse Baufirma aus Idaho, die schon zuvor an Rüstungsprojekten beteiligt gewesen war. Morrison Knudsen übernahm die Aufgabe und beschäftigte Arbeiter aus dem nahe gelegenen Castle Valley. Dort wurde und wird ja intensiv Bergbau betrieben. Gute Kenntnisse der geologischen Gegebenheiten sind bei den locals reichlich vorhanden. 4 Jahre blieb das Gebiet abgesperrt. Offiziell wusste niemand, was dort vor sich ging. In den Zeitungen fand sich keine Zeile.


      Dann entschloss man sich zu einem Test. In einer Grube oberhalb des Kavernensystems wurden 300 Tonnen TNT eingebracht, deren Explosion die Schockwelle einer Atombombe simulieren sollte.


      Der grosse Tag kam! Mit der Geheimhaltung war es offensichtlich nicht sehr weit her gewesen, denn oben am Rand des nördlich gelegenen Cedar Mountains standen Hunderte Einheimische und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Ein Logenplatz für Beobachter!


      Die Ladung wurde gezündet. Eine gewaltige Staubwolke stieg auf. Das Ende des Projekts war gekommen, denn der Sandstein hatte - so schwierig er sich auch bearbeiten liess - der Druckwelle nicht standgehalten. Es war geschehen, was jeder einigermassen vernunftbegabte Mensch leicht hatte vorhersehen können.


      Auch anderweitig war die Ortswahl der Militärs unglücklich. Eine Flash Flood bahnte sich ihren Weg zum Buckhorn Wash durch das Projekt. Ein Mensch ertrank. Offenbar hatte man es genau in den Flutkanal eines Washes gelegt.


      Noch heute kann man die Reste der verunglückten Unternehmung besichtigen. Die grosse, teilweise eingestürzte Kaverne steht verlassen und leer. Von der Ebene darüber sieht man grossdimensionierte Bohrlöcher und steht an den Einsturzstellen der Kavernendecke. Alles so gut wie nicht gesichert, also Vorsicht!


      Man gelangt zu der Kaverne selbst aus dem Buckhorn Wash heraus, muss aber einiges hinaufsteigen, um in den kleinen versteckten Canyon zu gelangen. Ca. 12S 0524370, 4334160 sind die Koordinaten der Anlage. Von oben sucht man bei 12S 0525635, 4335460 den kleinen Trail, der vom Green River Shortcut nach Süden abzweigt. Hier gibt es einige abzweigende Spuren. Richtig ist man bei ca. 12S 0524362, 4334284, wo der Weg einen ringförmigen Endpunkt erreicht. Wenige Meter unterhalb findet man die Bohrungen.



      Halbverfallene Absperrungen sichern die eingestürzte Kaverne notdürftig. Die gute 60 cm im Durchmesser messenden Bohrlöcher sind zumeist ungesichert.



      Ein weiteres Bohrloch im massiven Navajo Sandstone.



      Eingestürzte Kavernendecke. Pfähle, aber längst kein Zaun mehr.



      Der kleine Canyon, durch den man zu der Kaverne gelangt. Im Hintergrund und nochmals deutlich tiefer liegend verläuft rechtwinklig dazu der Canyon des Buckhorn Washs.



      Vor Schreck versteinert? Ob so die Verantwortlichen dreingeschaut haben.


      Von der Road im Buckhorn Wash bis zum Eingang in die Unterwelt sind es in etwa 500 Meter Fussweg, der mit ein wenig Kletterei verbunden ist.


      Seit einigen Jahren möchte man den historischen Fehlschlag sichern. Man befürchtet, es könne jemand zu Schaden kommen. Entsprechende öffentliche Ausschreibungen laufen. Bohrungen und Einsturzstellen sollen gesichert und die Eingänge der Kaverne so verriegelt werden, das zwar ein Einblick möglich bleibt, aber das unbefugte Betreten unterbunden wird. Unter anderem, weil man das gefährliche Hanta-Virus nachweisen konnte.


      Offenbar gerät dieser Aspekt lokaler Historie bei den Bewohnern des Castle Valleys langsam aber sicher in Vergessenheit. Daher bemühen sich einige, die Geschichte aufzuzeichnen.


      Gruss
      Rolf
      Desert Drunk and Red Rock Crazy Stories aus dem amerikanischen Südwesten