Reise | Travel - So far away [2015] US Mainland and Hawaiian Islands

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    • Reise | Travel - So far away [2015] US Mainland and Hawaiian Islands

      Der Berg fühlt sich gut an! Die roten Felsen erstrahlen im ersten Sonnenlicht und nichts, aber auch gar nichts deutet momentan darauf hin, dass es nicht ein fantastischer Wandertag auf den Canaan Mountain werden sollte. Doch die Stimmung ist trügerisch. Links und rechts, dort wo die hohen, rot leuchtenden Wände des Water Canyons die natürlichen Grenzen ziehen, spitzen immer wieder, zunehmend dunkler werdende Wolken in das Panorama. Wir steigen den White Domes entgegen, die ihre Leuchtkraft seit dem letzten Jahr nicht verloren haben. Hoch hinaus soll es gehen! Nicht auf dem "Top of the Rock" den Umkehrpunkt markieren! Nein, - weiter, weiter, weiter, viel weiter soll es gehen, denn die Landschaft darüber hinaus verspricht so manche Geheimnisse, möglicherweise weitere Highlights. Als jedoch der ab und an quälende und felsige Anstieg zu den White Domes beginnt, grollt es durch das Hochtal.

      6 Stunden später, 3 Meilen Entfernung zum Trailhead:
      Alarm in den Bergen! Zwei einsame Hiker stehen im Windschatten eines riesigen Felsens der Vermilion Cliffs. Der Regen versucht die Schwerkraft der Erde außer Kraft zu setzen und kommt waagerecht daher. Ringsum blitzt und donnert es unaufhörlich. Der Donner erschüttert uns in Mark und Bein und der Gedanke an den Abstieg, an die Gefahr einer Springflut unten im Canyon am Ende der Steilwand, ist zweitrangig. Irgendwie wird das schon gehen. Aber die Aussicht, das Auto wieder heil auf den Teer zu bringen, schwindet von Minute zu Minute.

      7 Stunden später, 2,4 Meilen vom Trailhead:
      Wir müssen zum Auto und das hat uns angetrieben, den Rückweg trotz widrigster Umstände wieder in Angriff zu nehmen. Als wir an den regennassen White Domes, die inzwischen zu den Silver Domes mutiert sind, vorbei sind, hält der nackte Fels gut unter unseren Füßen. Möglicherweise war es dieses Stimmungshoch, das uns zügig in Richtung Tal marschieren lässt. Und möglicherweise war das auch der Auslöser. Nicht nur der Regen steht waagerecht in der Luft, sondern ich nun auch. Und es war kein Erdbeben zu spüren, als mein Körper aus dieser waagerechten Position heraus unvermittelt auf den Felsen knallt. Alle Knochen scheinen in Ordnung, als jedoch der linke Ärmel der Jacke plötzlich eine dunkelrote Farbe annimmt, scheint es sich doch nicht nur um einen kleinen Unfall eines zunehmend älter werdenden Zeitgenossen zu handeln. Aber für die Schmerzen bleibt keine Zeit, der Abstieg zum Auto kann nicht warten!



      Sieben Wochen USA, Südwesten und vier Inseln auf Hawaii, werden im wahrsten Sinne des Wortes Spuren hinterlassen. Begleitet uns auf dieser Reise durch einzigartige Landschaften, tiefe Canyons, kilometerlange Wasserfälle, auf den höchsten Berg der Welt und besteht mit uns so manches Abenteuer! Wir brauchen etwas, was uns antreibt, manchmal reicht bereits eine Tasse Kaffee. Aber nicht immer!

      Die Fortsetzung des Berichts und die Veröffentlichung der dazugehörigen Bilder könnt Ihr hier verfolgen, der Fortschritt bei den Beschreibungen der Wanderungen wird hier dokumentiert
    • Sehr schön! Ich freu mich darauf! Anscheinend bist Du heil nach Hause gekommen!

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    • Bilder: Canaan Mountain - White Domes - Squirrel Creek - Water Canyon - Eye of Heaven

      Der Aufstieg zum Canaan Mountain über die White Domes hinaus hat neue Bilder gebracht. Damit stehen jetzt folgende Serien zur Verfügung:

      - Canaan Mountain
      - White Domes Summer Edition [Canaan Mountain]
      - White Domes Winter Edition [Canaan Mountain]
      - Water Canyon [Canaan Mountain]
      - Squirrel Creek [Canaan Mountain]
      - Eye of Heaven aka. Water Canyon Arch [Water Canyon]

      Ich hoffe es gefällt und motiviert - keep hiking!
    • Das blutige Ende ...

      ... der Einleitung schildere ich hier für diejenigen, die sich den Reisebericht nicht in Gänze antun wollen:

      Donnerstag
      7.00 Uhr, die Zeit rennt, aber Frühstück muss sein! Und das ist für 9,95 USD mit Omelett und Eiern und allem drum und dran wirklich super.

      Wir machen uns das dritte Mal auf den Weg in den Water Canyon auf den Canaan Mountain. Als wir das leichte Gefälle nach Hurricane unterwegs sind wird klar, dass auf das Wetter heute nicht Verlass ist. In den Bergen sieht es gar nicht gut aus. Aber plötzlich haben wir ein ganz anderes Problem. Das umfassende Warnsystem des Yukon meldet Verluste. Dem Reifen vorne links geht die Luft aus. So ein Scheiß! Rechts ran, - der Halt bringt Gewissheit. Eine Schraube hat sich in den Pneu gebohrt. Also mit letztem Druck nach Hurricane und bereits an der Ortseinfahrt die Rettung: Beard Hurricane Tire. Sir, I need your help! Nach einer halben Stunde und bezahlten 17 Dollar war alles wieder gut, - weiter geht's.

      Um 9 Uhr stehen wir nach 46 Meilen endlich am Trailhead, das Wetter sieht mittlerweile wieder besser aus, und schultern unsere Rucksäcke. Zwei Tour-Autos sind auch da und wir befürchten schon das Schlimmste. Hoffentlich hat die zunehmende Popularität des Spots nicht dazu geführt, dass irgendwann mal Busse vorfahren. Aber dann müssten sie schon die Water Canyon Road teeren, was nicht zu erwarten ist, denn die Wanderung durch den Canyon ist nicht für Weicheier, also Busfahrer, geeignet. Es waren dann nur Kletterer, die es hier schon immer gab, - nette Bergkammeraden. Die haben wir auch getroffen, als uns der sandige Anlauf die erste Luft nimmt. Anett und Christian, Servus Ihr zwei, how is it? Sie haben den Roundtrip Water Canyon - White Domes - Squirrel Creek geplant. Ein netter Auftakt.

      Wir sputen uns, denn es soll heute weiter als zu den White Domes gehen. Viel weiter, denn der Berg verspricht schöne Lokationen und Überraschungen. Und nachdem im Netz nicht viel über den Summit des Canaan Mountain zu lesen ist, werden wir ziemliches Neuland betreten.

      Als wir in die Ostwand einsteigen ist das Wetter herrlich und die Gegend wird wie gewohnt immer schöner, je weiter wir nach oben kommen. Nach eineinviertel Stunden, 2,1 Meilen, sitzen wir auf dem Brotzeitfelsen oberhalb der Wand, genießen leider nicht den Ausblick, denn wir müssen zusehen, wie die Wolken wieder zunehmen und dunkler werden. Der obere Teil des Water Canyon ist nun auch durchquert und der Fels löst den Sand ab. Die White Domes spitzen hoch oben in strahlendem Weiß. Ein Wiesel ist ein schnelles Tier, aber nichts im Vergleich zu diesem Gewitter. Völlig unvermittelt grollt es durch das Hochtal, der Donner fährt uns in die Glieder. Natürlich fängt es auch zu regnen an. Regenjacke raus, Rucksackschutz aufgezogen, ein paar Blitze abgewartet und dann geht es über den Fels zu den White Domes, die wir nach gut zwei Stunden erreichen.





      Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln. Vernünftiges Handeln wäre jetzt umzukehren, ins Tal hinabzusteigen und sich in der Erinnerung zu freuen, welche einzigartige Stimmung, welche tollen Bilder und dramatischen Naturschauspiele sich hier oben abgespielt haben. Theoretischer Quatsch! Mein Fotoapparat will nicht zurück, denn er will versuchen, diese wunderbare Natur in dieser Situation festzuhalten. Die White Domes erstrahlen heute in Silber, der Regen hat die Grundfarbe der Felsformation verstärkt. Das umgebende Rot hat sich verdunkelt und die schwarzen Wolken im Hintergrund bieten einen noch nicht gesehenen Kontrast. Drüben im Zion werden die wuchtigen Felsen von der Sonne angestrahlt. Wenn man in die richtige Richtung blickt, zeigt sich auch etwas Blaues. Wir ignorieren, dass diese Richtung nicht die richtige Richtung ist, denn das Wetter kommt von der anderen Seite. Und da, die rote Butte, schau mal, die Sonne strahlt sie an. Zu kurz, um den Auslöser zu drücken, aber Hauptsache, es brennt sich in das Gehirn ein. Fantastisch, einzigartig, ein Traum, aber bereits jetzt geht mir durch den Kopf ... who's gonna drive you home, tonight. Und noch eine Textzeile dieses Liedes wird im weiteren Verlauf eine Rolle spielen: Who's gonna pick you up, when you fall?

      Es hört immer wieder auf zu regnen und wird heller und so marschieren wir weiter in ein neues Gebiet, auf einem sehr sandigen Trail. Immer wieder nehmen wir Reißaus nach links und rechts, um uns diese atemberaubende Landschaft hier oben auf dem Canaan Mountain anzusehen. Wir überqueren ein Felsplateau mit Millionen von Moquis, ein kleiner Vulkan scheint sie in ferner Vergangenheit als eine Art letztes Zucken auf die Erde gespukt zu haben. Feuerrote Butten stehen Wache und die Zeichnung des Felsens gibt nur eine Richtung vor: weiter dem Gipfel entgegen!



      Wir sind auf unserem "Top of Canaan" und werden von einem gigantischen Rundblick über die Zion Massive und diese wunderschöne Gegend belohnt. Nun sind wir 4,5 Meilen unterwegs, als sich links plötzlich ein riesiges Gap in den Vermilion Cliffs auftut. Ein weiterer Zugang zum Berg? Mitnichten, denn als wir am Abgrund stehen wird klar, dass nur ein technischer Hike mit Seil und Haken hier rauf führen würde.



      Nach gut 5 Meilen treffen wir auf ein Hochtal, das rot und weiß die Farben der Wave annimmt. Vermilion Cliffs, sag ich doch! Der Blick ist frei nach Nordosten zu den Lower Mountains. Es ist wunderschön hier. Wir beschließen abzusteigen, um auf der gegenüberliegenden Seite ein paar Einschnitte zu erkunden. Diese Gaps führen zu der Sawmill Spring. Neue Perspektiven auf blankem Fels sind die Belohnung. Leider verkürzen sich nun die Frequenzen bis es wieder regnet und nach gut 6 Meilen beschließen wir vernünftig zu werden.



    • Jetzt kommt ein Teil, der mich zu dem bekannten Spruch hinreißt: Kinder, bitte nicht nachmachen! Der Regen peitscht nun permanent waagerecht von rechts auf unsere Körper. Na klar sind wir durch entsprechende Kleidung gut geschützt, aber mit zwei trockenen Augen nach vorne zu sehen ist nicht mehr möglich. Obwohl es schon spät ist, müssen wir einen Unterschlupf finden, um das Dramatischste abzuwarten. Eine riesige Butte steht bereit, wir zittern im Windschatten dieses Felsens und selbst die Zigarette tut sich schwer, die Glut aufrecht zu erhalten. Wir kommen schon runter, keine Frage, aber unten im Water Canyon ist es notwendig, knapp am Wasser vorbei zu gehen. Und diese Stelle macht mir Sorge, denn die Wassermassen könnten dazu führen, dass eine Passage unmöglich wird. Der Lehmboden vom Trailhead bis zu Teer. Meine Herren, das könnte ein weiteres Problem werden. Ruhe bewahren und ein Problem nach dem anderen lösen. Es hilft nichts, wir müssen weiter.

      Die Schönheit der White Domes ist ob der Sorgen etwas sehr verblasst, aber der Fels ist griffig und führt uns weiter ins Tal. Dort wo er endet und vom Sand am oberen Water Canyon zugedeckt wird, ist die Navigation etwas "tricky", um den Einstieg in die Wand zu finden. Vorausschauend blicke ich auf das nasse GPS und plötzlich passiert's. Unvermittelt zieht es mir die Beine weg und mein Körper befindet sich in einer horizontalen Lage. Scheiß Erdanziehung, bummmmmm! Gute 70 Kilo plus 10 Kilo Rucksack finden ohne Umweg den harten Fels. Momentan kenne ich mich nicht mehr aus, die Orientierung ist weg. Erst ein paar bekannte Bilder, hier meine ich meine Frau, führen mich zurück in die Realität. Stück für Stück wird der Körper gecheckt. Der linke Arm und die linke Hüfte wurden am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Aber das Prüfprogramm meldet, dass offensichtlich nichts gebrochen ist. Es gibt ja den Witz, in dem sich der Luftballon einem Kaktus nähert und und voller Freude schreit: Uiii, ein Katuschschssssssssss... Ja, so ein abgestorbenes Teil lag da am Boden. Uiiii, ein Kaktus konnte ich aber nicht schreien, denn ich habe in nicht gesehen. Näher in Augenschein nehmen will ich mir das Drama auch nicht, - keine Zeit. Beim Abstieg merke ich aber schon, dass der Arm nicht nur von außen nass wird.

      Als wir am Brotzeitfelsen vorbei sind und in der Wand absteigen, erwartet uns eine noch dunklere Wolkenwand und wir beeilen uns, nach unten zu kommen. Stellenweise ist der Trail schon schmierig, aber viel Sand sorgt immer wieder für glückliches wandern. Die Wasserstelle im Canyon ist Gott sei Dank, jedoch nassen Fußes wunderbar zu passieren und jetzt ist nur noch die Frage, wie wir das Auto retten. Einen kleinen Vorgeschmack bekommen wir ziemlich am Ende des Trails, den wir nach 8 Stunden und 14 Minuten erreichen. Schlittschuhfahren in den Bergen, wie schön.

      Auf dem Parkplatz steht tatsächlich ein PKW, das gibt Mut. Dass die Leute drin sitzen und offensichtlich auf eine trockene Straße warten, zerstört diesen umgehend. Probleme müssen gelöst werden, also auf. Als ich meine Regenjacke ausziehe, erneut ein zumindest visueller Schock: 5 cm oberhalb und 10 cm unterhalb hat meine Wärmejacke von grau auf rot umgeschaltet. Egal, das Fahrzeug muss auf den Teer. Volle Fahrt voraus!

      Am See entlang verläuft die Straße ziemlich eben, alles ohne Probleme, aber hinten spritzen die dunkelroten Lehmbatzen von den Pneus. Der Unterboden prasselt bereits. Dann kommen die tiefen Rillen, die keiner nehmen will, aber das umliegende Gelände ist ziemlich schräg. Die ersten 10 Meter funktionieren und dann will der Yukon eigenständig auf den tiefsten Punkt der Dirtroad. Ok, Rillenfahrt, nun aber Gas, denn ansonsten stecken wir hier fest. Es geht noch voran, aber irgendwie wird der Kasten immer langsamer. Ich versuche aus den Rillen zu kommen, reflexartig schlage ich den Lenker ein, aber es geht nach wie vor gerade aus. Wird diese Fahrt zum Albtraum?

      Nach einer gefühlten Ewigkeit entkommt der Yukon den Rillen, aber das war ein Fehler, denn so unvermittelt, wie er vorne raus kommt, dreht es ihn hinten in die andere Richtung. Kleiner Touch der Frontpartie am hier sandigen Abhang und das Fahrzeug steht. Das will jeder vermeiden, aber mit ein bisschen hin und her sind wir erleichtert, als wir wieder in der Spur sind. Der Rest ist hoffen und bangen und wir haben uns noch nie so sehr auf Zivilisation gefreut, als jetzt. Gas rein, der Mist muss aus dem Profil. Und irgendwann hört das Prasseln am Boden auf und wir sind ziemlich froh darüber. Stille!

      Wir befinden uns jetzt 1195 West Utah Avenue Hildale, UT 84784. Der Parkplatz des Subway scheint für Notoperationen wie geeignet. Ob denen ihr Sandwich noch besser geschmeckt hat, als ich mit freiem Oberkörper auf dem Parkplatz des Subway stehe und Monika unser Notfallset auspackt, um mich zu verbinden? Glaube ich nicht, ist mir auch wurscht, der Druckverband war aber nötig! Monika diagnostiziert, dass keine der drei Fleischwunden genäht werden muss. Also, alles ist gut!

      Die Car Wash hatte leider zu, dann nur noch zum Subway und Ende des schönen, jedoch sehr turbulenten Tages. Das Leben ist ein Abenteuer oder gar nichts!
    • Ich möchte Euch nochmal ungefragt mit einem Auszug des Reiseberichts beglücken, denn vielleicht hat einer Zeit, um die Wanderung noch heuer einzuplanen. Es war wirklich ein fantastischer Spot, der sich lohnt. Es passiert auch kein Unfall, versprochen, nur ein kleiner. Den Rest, dreieinhalb Wochen Südwesten sind bald fertig, findet ihr hier.

      Donnerstag
      Es war weder die Nachtigall, noch die Lerche, die heute Nacht um die Ecken pfiff. Unser Eckzimmer im 8. Stock wurde ziemlich durchgeschüttelt, denn der Wind fegte offensichtlich mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch Albuquerque. Die Wende im Wetterdrama? Mal sehen! Wir sitzen am Frühstückstisch, aber es interessiert niemanden. Nachdem uns die Empfangsdame freundlich platzierte, kam kein Ober, um unsere Bestellung entgegen zu nehmen. Erst ein böser Blick und ein paar passende Worte sorgten dann für Kaffee und Eier.

      Das Wetter sieht ganz anständig aus, einen durchschlagenden Erfolg hatte der Luftstrom heute Nacht jedoch noch nicht. Wir fahren erneut auf die 550 und kurz vor San Ysidro geht es wieder auf die Cabezon Road. Nach 11 Meilen sind wir am Parkplatz.

      Der Wanderweg, der 0,1 Meilen östlich des Parkplatzes beginnt, führt uns nach Norden an den Fuß der Bernalillito Mesa. Unmittelbar, nachdem wir die Felswände erreicht haben, das erste Highlight. Der sandige Boden wechselt unvermittelt zu gelbem Fels und aus dem erwachsen wunderschöne Hoodoos. Über dem Boden schichten sie sich zuerst in Weiß, dann in Gelb und weil das noch nicht reicht, kündigen roten Linien die rotbraune Hoodoo Kappen an. Zwischen den kleinen Felssäulen schwingen sich kleine Wellen in den gleichen Farben. Die roten Elemente sehen aus wie vergossenes Blut. Es ist fantastisch hier. Eine unbeschreibliche Farbintensität prägt sich in das Auge und in das Hirn. Wir sind erst 0,6 Meilen unterwegs und würden am liebsten stundenlang verweilen, aber es gibt viel mehr zu sehen.





      Immer an der Wand entlang treffen wir nach 1,15 Meilen auf eine gewaltige Hoodoogruppe. Sie hat sich anders gekleidet, der Mantel der versteinerten Menschen ist weiß-rosa. Zirka 3 Meter ragen sie in die Höhe, sie sehen aus wie die "dicke Berta" oder ein Känguru. Sid, das tölpelhafte Faultier von Ice Age hält über einer kleinen Wash Ausschau. Oder ist es gar Otto Waalkes selbst? Der geheime Ort wird von Kurt und Agnes genutzt, um weiter an Verschwörungstheorien zu basteln. Das Ganze ist gut abgeschirmt, Bäume und Sträucher, die diese Hoodoo-Gruppe eingekreist haben, bieten Schutz.





      Die steile Wand der Bernlillito Mesa gibt weiter die Orientierung und die Richtung vor. Links und rechts des Wegrandes stehen immer wieder Hoodoos und andere eigenartige Gebilde. Wer sich jedoch zu sehr auf die Highlights neben dem Trail fokussiert, versäumt rechts unten im Tal sehr schön gezeichnete Badlands, in der Wand eine Kanonenkugel aus Stein, die bald das Gleichgewicht verlieren könnte, und fein strukturierte Felsschichten, die der Standardstruktur gelb-rot-organge ein schwarz-weißes Gesicht aufgesetzt haben.





      Zwei abwechslungsreiche und unglaubliche Meilen sind wie um Flug vergangen, obwohl die permanenten Stopps zu einer sehr entschleunigten Wanderung führten. Hier erreichen wir einen Lagerplatz. Den Blick nach Norden gerichtet erspähen wir einen Damm. Dahinter ein Windrad und ein kleines Haus. Kühe komplettieren die Idylle. Weiter hinten thront eine Butte, deren Höhe mit schwarz-lilanem Lavagestein ihre Höhe gewinnt. Das gelbe Fundament schraubt sich ziemlich einsam in die Höhe, die mit einem rot-braunen Abschluss endet. Die auf der kleinen Fläche wachsenden Bäume komplettieren das Gebilde. Damm und Butte geben Orientierung vor, wir steigen ab in die Marquez Wash.

      Als wir auf der Damm-Krone nach Nordosten wandern, nehmen wir dieses diametral andere Bild in Augenschein. Das aufgestaute Wasser hat ein Sumpfgebiet geschaffen, das nun übersät von gelben Blumen, grünen, roten und lilanen Sträuchern den Sand und Fels verschluckt. Diese Heidelandschaft ist wunderschön. Doch schon ein paar Meter weiter, die Butte bildet nach wie vor die Orientierung, ein erneuter Wechsel der Szenerie. Wir sind nach 3,4 Meilen in einer Kiesgrube gelandet. Kiesgrube ist nicht das richtige Wort dafür, den eigentlich sind es farbenfrohe Badland, die die Heimat für Lavasteine und -scherben bieten. Gips bildet die Grundlage für Mini-Hoodoos, die an den Flanken dieser Vertiefung "wachsen".





      Unser Hike geht querfeldein zurück durch die Arroyos Bernalillito und La Jara. Auch hier treffen wir immer wieder auf Hoodoos, Badlands und fein strukturierte Gipswände. Das Licht hat uns leider verlassen, die Sonne wird von dunklen Wolken verdeckt und das Wetter mahnt zur Rückkehr. Bereits von oben war zu erkennen, dass die Hauptwash durch einen tiefen Graben geteilt ist. Das Wasser hat sich rund vier Meter in den sandigen Boden gebohrt. Und nun stehen wir vor dieser Herausforderung und es dauert ein bisschen, bis wir einen gefahrlosen Ab- und Aufstieg finden. Hier ist wirklich Vorsicht angeraten, denn die Ufer sind ziemlich labil. Irgendwann steckte mein linker Fuß bis zur Hüfte in einem Loch und es bedurfte durchaus einem begnadeten Körper, um wieder auf beiden Beinen zu stehen.

      Nach 5,8 Meilen, für die wir dreieinhalb Stunden unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Obwohl schon bei der Recherche für den Hike klar war, dass es hier schön ist, übertraf die Wirklichkeit alle Erwartungen. Selten war eine Wanderung so abwechslungsreich, so gespickt von Highlights und schönen Dingen.

      Eigentlich wollten wir ins Hyatt Restaurant zum Abendessen, aber es schüttet in Strömen, so dass wir erneut im Mas landen. Das Essen war sehr gut, aber vielleicht sollte jemand den Amis mal sagen, dass es spezielle Espressolöffel für die kleinen Tassen gibt. Mit den Suppenlöffeln wird das nix, mindestens sind sie stillos und unpraktisch! Die letzte Erkenntnis dieses tollen Tages: Die Wettervorhersage für Phoenix sieht sehr gut aus!
    • zehrer schrieb:

      Ausführlich nur deshalb, damit im hohen Alter ein Lektüre habe, die mir die Zeit vertreibt ;-)

      Ich wette, daß Du irgendwann mit 99 oder 117 einfach auf dem Trail umfällst. Das Ende eines ehrenwerten Hiker-Lebens sozusagen. ;)
    • US Mainland - die vorerst letzten Bilder, dann geht es bald nach Hawaii

      Klick auf das Bild führt zur Serie:

      Vasquez Rocks, Agua Dulce Canyon [Vasquez Rocks County Park]


      Peralta Canyon, Boulder Canyon, Weavers Needle [Superstition Mountains]


      Camelback Mountain

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von zehrer ()

    • II. Hawaiian Islands

      Da sitzen wir nun im Terminal 2 des Los Angeles International Airport mit Myriaden von anderen Menschen, die auf ein paar Inseln zwischen Japan und den USA mitten im Pazifischen Ozean kommen wollen. Es sind noch zwei Stunden bis zum Boarding, nachdem die Autorückgabe, der Transfer und der Check-In bei der Hawaiian Airlines wunderbar schnell gegangen sind. Dieser schmucklose Terminal, in keinster Weise vergleichbar mit dem inzwischen sehr schönen Tom Bradley, erzeugt eher Depressionen, als Vorfreude. Tote Zeit, sie muss mit Essen gefüllt werden. Allerdings heißt es vor dem Starbucks erst mal warten und die Arbeitsprozesse der Kaffeebude belächeln. Irgendwann hatte ich dann endlich einen Zitronenkuchen zwischen den Kiemen und das hat selbst mich in diesem ungemütlichen Ambiente beruhigt.

      Im pünktlich abgeflogenen Flieger geht es zu, wie es vermutlich auf einer Heizdecken-Verkaufsfahrt zugeht. Decken, Kissen, Kopfhörer, Filme, - alles nur gegen Bezahlung! Und als wir nach fünfeinhalb Stunden in Honolulu landen, laufen wir erst mal über einen Kilometer bis zu unserem Gepäck. Nun gut, es hat den Vorteil, dass die Koffer nicht lange auf sich warten lassen. Hertz, ich liebe dich, in drei Minuten hatte ich den Schlüssel in der Hand und starte einen nagelneuen Chevrolet Traverse mit den besten Reifen, die ich je an einem Mietauto gesehen habe.

      Ein Walmart war schnell gefunden und um 15 Uhr Ortszeit waren wir im Hotel. Mallorca, der 17. Bundesstaat der Bundesrepublik Deutschland, lässt grüßen. Der Aufmarsch ist gewaltig, die Vorfahrt im Hilton Village proppenvoll. Einchecken ist ein Drama, aber kein Wunder, da an alle Gutscheine für das Frühstück und sonstige Werbepräziosen verteilt werden. Das Zimmer entschädigt, liegt jedoch nur im 3. Stock des Rainbow Towers. Wir machen uns zu einem kleinen Strandspaziergang auf. Schön ist es hier, unzweifelhaft! Und die vielen kleinen Augen, ein freundliches Volk diese Japaner!



      Als wir um 19 Uhr im hoteleigenen, völlig überteuerten (wir wissen noch nicht, dass es ggü. dem Festland grundsätzlich 20 - 30% teurer ist, - bei gleicher Leistung versteht sich) Bali Steak and Seafood Restaurant sitzen, merken wir die zusätzlichen drei Stunden Zeitunterschied. Der Chardonnay war gut und befördert uns dann direkt ins Bett. Mit dem Blick aufs Meer, einem offenen Fenster und der Erkenntnis, dass diese Lokation ein Traum ist, wird es dunkel.

      Also, auf geht's Hawai'i, erste Bilder sind auch online:
      - Diamond Head Crater [Oahu - Hawaii]
      - Makapu'u Point [Oahu - Hawaii]
      - Manoa Falls [Oahu - Hawaii]
      - Tantalus Drive - Pu'u Ulaka'a State Park [Oahu - Hawaii]