Hallo,
nein, das ist nicht der 762. Thread zur Frage "Muss man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten".
Zunächst möchte ich den Mitgliedern des Forums und der Seite westkueste-usa.de danken. Ich befinde mich derzeit auf meiner ersten USA-Rundreise, die nur durch die vielen Tipps, Berichte usw. so schön werden konnte. Die Reisedauer beträgt vier Wochen. Die Route verläuft grob von San Francisco über das Colorado Plateau bis nach Seattle mit Schwerpunkten auf den Nationalparks (Yosemite, Death Valley, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion, Canyonlands, Arches, Yellowstone, Glacier, Mt Rainier). Bevor berechtigte Hinweise kommen, dass dies für vier Wochen viel zu viel ist: Das war mir bekannt und wurde bewusst so geplant, weil nicht Ziel war, alles bis ins letzte Detail zu sehen, sondern einen guten Überblick mit den typischen Highlights zu bekommen und spätere Reisen besser anhand der Interessen planen zu können.
Doch nun zum eigentlichen Thema:
Ich habe mich vor der Reise ausgiebig informiert, wie das mit den Speed Limits in den USA aussieht. In Deutschland herrschen ja für die reisezeitverkürzungsorientierten Fahrer, zu denen ich mich auch hin und wieder zähle paradiesische Zustände, da einerseits die Gefahr, beim Überschreiten des Geschwindigkeitslimits erwischt zu werden, verschwindend gering ist, andererseits die Konsequenzen in der Regel überschaubar sind. Daher gibt es in diesem wie in anderen Foren und Informationsseiten diverse Meinungen, wie man sich diesbezüglich in den USA verhalten solle. Nach ausgiebiger Recherche hat sich für mich folgendes Meinungsbild ergeben: In den meisten Fällen wird dazu geraten, sich streng an die Geschwindigkeitslimits zu halten. Laut Forenbeiträgen machen das die meisten User auch, höchstens mal 5 mph drüber. Die Kosten für Geschwindigkeitsüberschreitungen seien recht hoch und die Überprüfungsdichte ist sehr hoch. Manche sagen, dass man als Tourist häufig nur ermahnt wird. Ich habe für mich daraus geschlossen, mich an das Geschwindigkeitslimit zu halten (ohne die 5 mph drüber, die bringen es dann auch nicht). Dank Tempomat geht das ja auch ganz gut und es fährt sich sehr entspannt. Was mir auffällt ist jedoch, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen hier wirklich sehr merkwürdig sind. Auf gut einsehbaren Strecken herrscht ein 45er Limit und in leichten Kurven wird auf 30 reduziert. In Deutschland würde man die Kurve locker mit 100 km/h nehmen. Andererseits gibt es auf kurvigen Strecken, die schlecht einsehbar sind ein 55er Limit. Aber der Sinn der Beschränkungen soll hier nicht Thema sein. Man hält sich als Gesetzestreuer halt daran (It's the law) und denkt sich seinen Teil. Während man denkt, schaut man in den Rückspiegel und sieht, dass man mittlerweile eine ganz schön lange Schlange hinter sich her zieht. Während man in Deutschland schon trotz exaktem Fahren des Geschwindigkeitslimits mit Hupe und Lichthupe traktiert worden wäre, nimmt's der Amerikaner eher gelassen und wartet darauf, dass ich in den nächsten Turnout ziehe oder dass eine Überholspur kommt. So habe ich die ersten drei Wochen meines Urlaubs verbracht. Exakt Höchstgeschwindigkeit fahren und warten, bis es sich hinter mir staut. Dabei stellt sich die erste (fast rhetorische) Frage: Gelten die Speed Limits für Amerikaner nicht? Die Fahrzeuge, die ich in drei Wochen überholt habe (mit Höchstgeschwindigkeit), kann ich an einer Hand abzählen. Ich hingegen werde ständig überholt. Aber ich habe meinen Grundsatz gefasst und halte mich daran. Ich habe diesbezüglich schon mit einigen Amerikanern gesprochen. Einer meinte, dass 5-10 mph mehr "erlaubt" seien. Der andere meinte, dass die Geschwindigkeitslimits nur Empfehlungen seien und man wegen Speedings nur dann bestraft wird, wenn die gefahrene Geschwindigkeit gefährlich ist. Das erste kann ich mir noch vorstellen (ähnlich wie die berühmten 3 km/h Toleranz in Deutschland). Das zweite fällt mir schon schwerer zu glauben.
Ganz besonders heftig ist es in den Nationalparks, wo ja geringere Speed Limits gelten und zudem die Überholmöglichkeiten eingeschränkter sind. Überschreitungen von 20 mph und mehr sind dort an der Tagesordnung, obwohl es dort besonders gefährlich ist. In einem Forum habe ich zwar gelesen, dass die Park Ranger sehr genau auf die Einhaltung der Limits achten. Davon habe ich bisher aber noch nie etwas gesehen. Außerhalb der Parks sieht man hin und wieder mal, dass die Highway Patrol jemanden angehalten hat. Warum, ist dabei natürlich nicht ersichtlich.
Zwei Erlebnisse brachten mich dann in Summe dazu, diesen Thread zu eröffnen. Vor drei Tagen durchfuhr ich einen Baustellenbereich mit Speed Limit 25 und Doubled Fines for Speeding. Ich habe mich natürlich an die 25 gehalten. Hinter mir fuhr ein älterer Toyota Kleinbus dicht auf und fing kurz darauf wie wild an zu hupen (mein erstes Erlebnis dieser Art nach knapp drei Wochen). Ich war etwas irritiert, drehte dann das Radio lauter, da mich diese Toyota-Hupe nervte. Nach der Baustelle kam eine Überholspur und er holte alles aus seinem Vehikel raus und zog vorbei. Ich machte es ihm aber auch leicht ;-). Am nächsten Scenic View nach einer halben Meile stand er dann wieder vor mir und wartete darauf, dass ein Parkplatz frei wurde. Zufällig parkten wir dann gleichzeitig nebeneinander und er textete mich dann nach dem Aussteigen zu, warum ich so langsam fahre. Ich sagte ihm, dass dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung war und ich die höchste zulässige Geschwindigkeit gefahren bin und er ja hätte überholen können, da kein Gegenverkehr kam. Darauf antwortete er, dass das verboten sei. Ich erklärte ihm dann, dass Speeding auch verboten sei. Daraufhin ließ der offenbar nicht zu den Überqualifizierten zählende Herr noch ein paar Schimpfwörter ab und unsere Wege trennten sich.
Mein zweites Erlebnis hatte ich heute. Im Yellowstone ist eine normale Straße, die neu geteert wurde. Dort fehlen auf 5 Meilen Länge noch die Fahrbahnmarkierungen. Speed Limit ist deshalb an dieser Stelle 25. Ob 25 dort berechtigt sind oder nicht, darüber möchte ich eigentlich nicht diskutieren, nur so viel: Ich halte es für totalen Unsinn. Aber: It's the law. Also: Tempomat an und die Landschaft genießen. Es dauerte wie immer nicht lange und es bildete sich wieder eine Schlange hinter mir. Daher wollte ich den nächsten Turnout nehmen. Es kam jedoch keiner. Nach ca. einer Minute reichte es dem ersten und er überholte riskant in einer Kurve, sodass der Gegenverkehr und ich ausweichen mussten. Kurz darauf überholte der zweite hupend und jetzt der Hammer: Er bremste mich aus und das Fahrzeug hinter mir fuhr fast auf. Ich habe mich natürlich nicht provozieren lassen und hoffe insgeheim, dass er sich deswegen noch mehr ärgert. Ich kann ja verstehen, dass er mit seiner Familie am Wochenende möglichst viel im Park erleben will und nicht 5 Meilen lang mit 25 mph hinter mir hinterherschleichen will. Aber ist dort die Einsicht nicht da, dass es auch Leute gibt, die sich an die Geschwindigkeitslimits halten wollen, die ja meistens (Wildlife, Ped Xing, ...) berechtigt sind? Wenn man sich dann noch vorstellt, dass die Speed Limits ja eigentlich die höchste zulässige Geschwindigkeit darstellen, man aber eigentlich auch langsamer fahren könnte (nicht zu langsam, sonst riskiert man auch wieder ein Ticket)...
Zum Schluss die Frage: Kennt jemand von euch ähnliche Szenarien oder war das schon sehr ungewöhnlich bei mir. Oder weiß jemand (nicht Hörensagen), wie das mit den Speed Limits ist? Oder mache ich etwas falsch, indem ich wirklich trotz Fahren der Höchstgeschwindigkeit zu langsam fahre? Meinen Tacho habe ich übrigens mittels GPS überprüft. Der funktioniert korrekt.
Ich freue mich auf eure Antworten.
nein, das ist nicht der 762. Thread zur Frage "Muss man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten".
Zunächst möchte ich den Mitgliedern des Forums und der Seite westkueste-usa.de danken. Ich befinde mich derzeit auf meiner ersten USA-Rundreise, die nur durch die vielen Tipps, Berichte usw. so schön werden konnte. Die Reisedauer beträgt vier Wochen. Die Route verläuft grob von San Francisco über das Colorado Plateau bis nach Seattle mit Schwerpunkten auf den Nationalparks (Yosemite, Death Valley, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion, Canyonlands, Arches, Yellowstone, Glacier, Mt Rainier). Bevor berechtigte Hinweise kommen, dass dies für vier Wochen viel zu viel ist: Das war mir bekannt und wurde bewusst so geplant, weil nicht Ziel war, alles bis ins letzte Detail zu sehen, sondern einen guten Überblick mit den typischen Highlights zu bekommen und spätere Reisen besser anhand der Interessen planen zu können.
Doch nun zum eigentlichen Thema:
Ich habe mich vor der Reise ausgiebig informiert, wie das mit den Speed Limits in den USA aussieht. In Deutschland herrschen ja für die reisezeitverkürzungsorientierten Fahrer, zu denen ich mich auch hin und wieder zähle paradiesische Zustände, da einerseits die Gefahr, beim Überschreiten des Geschwindigkeitslimits erwischt zu werden, verschwindend gering ist, andererseits die Konsequenzen in der Regel überschaubar sind. Daher gibt es in diesem wie in anderen Foren und Informationsseiten diverse Meinungen, wie man sich diesbezüglich in den USA verhalten solle. Nach ausgiebiger Recherche hat sich für mich folgendes Meinungsbild ergeben: In den meisten Fällen wird dazu geraten, sich streng an die Geschwindigkeitslimits zu halten. Laut Forenbeiträgen machen das die meisten User auch, höchstens mal 5 mph drüber. Die Kosten für Geschwindigkeitsüberschreitungen seien recht hoch und die Überprüfungsdichte ist sehr hoch. Manche sagen, dass man als Tourist häufig nur ermahnt wird. Ich habe für mich daraus geschlossen, mich an das Geschwindigkeitslimit zu halten (ohne die 5 mph drüber, die bringen es dann auch nicht). Dank Tempomat geht das ja auch ganz gut und es fährt sich sehr entspannt. Was mir auffällt ist jedoch, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen hier wirklich sehr merkwürdig sind. Auf gut einsehbaren Strecken herrscht ein 45er Limit und in leichten Kurven wird auf 30 reduziert. In Deutschland würde man die Kurve locker mit 100 km/h nehmen. Andererseits gibt es auf kurvigen Strecken, die schlecht einsehbar sind ein 55er Limit. Aber der Sinn der Beschränkungen soll hier nicht Thema sein. Man hält sich als Gesetzestreuer halt daran (It's the law) und denkt sich seinen Teil. Während man denkt, schaut man in den Rückspiegel und sieht, dass man mittlerweile eine ganz schön lange Schlange hinter sich her zieht. Während man in Deutschland schon trotz exaktem Fahren des Geschwindigkeitslimits mit Hupe und Lichthupe traktiert worden wäre, nimmt's der Amerikaner eher gelassen und wartet darauf, dass ich in den nächsten Turnout ziehe oder dass eine Überholspur kommt. So habe ich die ersten drei Wochen meines Urlaubs verbracht. Exakt Höchstgeschwindigkeit fahren und warten, bis es sich hinter mir staut. Dabei stellt sich die erste (fast rhetorische) Frage: Gelten die Speed Limits für Amerikaner nicht? Die Fahrzeuge, die ich in drei Wochen überholt habe (mit Höchstgeschwindigkeit), kann ich an einer Hand abzählen. Ich hingegen werde ständig überholt. Aber ich habe meinen Grundsatz gefasst und halte mich daran. Ich habe diesbezüglich schon mit einigen Amerikanern gesprochen. Einer meinte, dass 5-10 mph mehr "erlaubt" seien. Der andere meinte, dass die Geschwindigkeitslimits nur Empfehlungen seien und man wegen Speedings nur dann bestraft wird, wenn die gefahrene Geschwindigkeit gefährlich ist. Das erste kann ich mir noch vorstellen (ähnlich wie die berühmten 3 km/h Toleranz in Deutschland). Das zweite fällt mir schon schwerer zu glauben.
Ganz besonders heftig ist es in den Nationalparks, wo ja geringere Speed Limits gelten und zudem die Überholmöglichkeiten eingeschränkter sind. Überschreitungen von 20 mph und mehr sind dort an der Tagesordnung, obwohl es dort besonders gefährlich ist. In einem Forum habe ich zwar gelesen, dass die Park Ranger sehr genau auf die Einhaltung der Limits achten. Davon habe ich bisher aber noch nie etwas gesehen. Außerhalb der Parks sieht man hin und wieder mal, dass die Highway Patrol jemanden angehalten hat. Warum, ist dabei natürlich nicht ersichtlich.
Zwei Erlebnisse brachten mich dann in Summe dazu, diesen Thread zu eröffnen. Vor drei Tagen durchfuhr ich einen Baustellenbereich mit Speed Limit 25 und Doubled Fines for Speeding. Ich habe mich natürlich an die 25 gehalten. Hinter mir fuhr ein älterer Toyota Kleinbus dicht auf und fing kurz darauf wie wild an zu hupen (mein erstes Erlebnis dieser Art nach knapp drei Wochen). Ich war etwas irritiert, drehte dann das Radio lauter, da mich diese Toyota-Hupe nervte. Nach der Baustelle kam eine Überholspur und er holte alles aus seinem Vehikel raus und zog vorbei. Ich machte es ihm aber auch leicht ;-). Am nächsten Scenic View nach einer halben Meile stand er dann wieder vor mir und wartete darauf, dass ein Parkplatz frei wurde. Zufällig parkten wir dann gleichzeitig nebeneinander und er textete mich dann nach dem Aussteigen zu, warum ich so langsam fahre. Ich sagte ihm, dass dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung war und ich die höchste zulässige Geschwindigkeit gefahren bin und er ja hätte überholen können, da kein Gegenverkehr kam. Darauf antwortete er, dass das verboten sei. Ich erklärte ihm dann, dass Speeding auch verboten sei. Daraufhin ließ der offenbar nicht zu den Überqualifizierten zählende Herr noch ein paar Schimpfwörter ab und unsere Wege trennten sich.
Mein zweites Erlebnis hatte ich heute. Im Yellowstone ist eine normale Straße, die neu geteert wurde. Dort fehlen auf 5 Meilen Länge noch die Fahrbahnmarkierungen. Speed Limit ist deshalb an dieser Stelle 25. Ob 25 dort berechtigt sind oder nicht, darüber möchte ich eigentlich nicht diskutieren, nur so viel: Ich halte es für totalen Unsinn. Aber: It's the law. Also: Tempomat an und die Landschaft genießen. Es dauerte wie immer nicht lange und es bildete sich wieder eine Schlange hinter mir. Daher wollte ich den nächsten Turnout nehmen. Es kam jedoch keiner. Nach ca. einer Minute reichte es dem ersten und er überholte riskant in einer Kurve, sodass der Gegenverkehr und ich ausweichen mussten. Kurz darauf überholte der zweite hupend und jetzt der Hammer: Er bremste mich aus und das Fahrzeug hinter mir fuhr fast auf. Ich habe mich natürlich nicht provozieren lassen und hoffe insgeheim, dass er sich deswegen noch mehr ärgert. Ich kann ja verstehen, dass er mit seiner Familie am Wochenende möglichst viel im Park erleben will und nicht 5 Meilen lang mit 25 mph hinter mir hinterherschleichen will. Aber ist dort die Einsicht nicht da, dass es auch Leute gibt, die sich an die Geschwindigkeitslimits halten wollen, die ja meistens (Wildlife, Ped Xing, ...) berechtigt sind? Wenn man sich dann noch vorstellt, dass die Speed Limits ja eigentlich die höchste zulässige Geschwindigkeit darstellen, man aber eigentlich auch langsamer fahren könnte (nicht zu langsam, sonst riskiert man auch wieder ein Ticket)...
Zum Schluss die Frage: Kennt jemand von euch ähnliche Szenarien oder war das schon sehr ungewöhnlich bei mir. Oder weiß jemand (nicht Hörensagen), wie das mit den Speed Limits ist? Oder mache ich etwas falsch, indem ich wirklich trotz Fahren der Höchstgeschwindigkeit zu langsam fahre? Meinen Tacho habe ich übrigens mittels GPS überprüft. Der funktioniert korrekt.
Ich freue mich auf eure Antworten.